Ein erstaunlich mutiger Kommentar ist in der Berliner Zeitung “Silvesternacht – Die Böllerdebatte ist rassistisch” erschienen. Sauber recherchiert wird dargestellt, wer sich in der Böller- und Krawalldebatte wie positioniert und den latenten Staatsfeind in jedem Migranten als wesentliche Ursache von Silvesterkrawallen ausgemacht haben will.

Es ist erschreckend, wer von extrem rechts bis weit in die Mitte des Parteiengefüges der Ampel dazugehört[1]. Passend wird ein Hype erzeugt, in dem von einer überall und immer mehr „um sich greifenden neuen Qualität von Gewalt“ die Rede ist. Dabei kommen seriöse Wissenschaftler wie der Konfliktforscher Körner zu dem Ergebnis, dass sich ein solch pauschaler Gewaltanstieg mitnichten aus der Gesamtfaktenlage[2] herleiten lässt.

Es sind dieselben, die die Böllerei „als Inbegriff vermeintlich bedrohter Freiheit“ deklarieren und nun versuchen, mit rassistisch geprägten Begründungen Rassismus hoffähig zu machen.

Genau hierin liegt aber, konsequent weitergedacht, eine der Ursachen für die Ereignisse. Wer so argumentiert, der zündelt und bereitet den Boden für die nächsten Zuspitzungen vor.

Die Erfahrungen von Black Lives Matter zeigen, dass permanenter Alltagsrassismus und nicht zuletzt auch Racial Profiling von Sicherheitsorganen viele ausgrenzen, demütigen und schließlich gerade auch bei jungen Männern zu heftigen Gegenreaktionen führen können.

Wer gleichzeitig Egoismus , Spaß ohne jede gesellschaftliche Verantwortung für Klima, Tierwelt und Mitmenschen propagiert, wer meint, sich über eine fast Zweidrittelmehrheit der Bevölkerung[3] für ein Verbot extremer privater Böllerei hinwegsetzen zu können, und wer meint, an Silvester für Hinz und Kunz sogar Böller mit Sprengstoffeigenschaften für den öffentlichen “freiheitlichen” Massengebrauch zuzulassen, der darf sich über Rücksichtslosigkeit, Gewalteskalation, ein Ausnutzen der Situation und den Missbrauch durch sozial benachteiligte, verbitterte und ausgegrenzte junge Menschen nicht wundern.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.


[1] Silvesternacht: Die Böller-Debatte ist rassistisch (berliner-zeitung.de)
[2] Feuerwehr: “Gezielte Barrikaden”: Giffey spricht nach Silvester-Attacken von “Zäsur” – n-tv.de, Wissenschfatler wie der Konfliktforscher Körner kommen aber zu einem anderen Ergebnis: “Jeder einzelne Fall davon ist schlimm und zu verurteilen. Dennoch ist die Diagnose einer zunehmenden Gewalt zu pauschal, faktisch nimmt die Gewalt an vielen Stellen nicht zu.”
[3] Laut Umfragen: Mehrheit befürwortet Böllerverbot | Das Erste (mdr.de)

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