Verunreinigungen aus diffusen Quellen belasten EU-weit 50 Prozent der Oberflächengewässer und 33 Prozent der Grundwasserkörper beträchtlich. Seit Juli 2017 laufen insgesamt gegen sieben Staaten in Europa Vertragsverletzungsverfahren wegen nicht Einhaltens der Wasserrahmenrichtlinie.

Hauptquelle diffuser Verunreinigungen ist laut Bericht der EU-Kommission die Landwirtschaft. Die jährlichen Kosten zur Bereitstellung von Trinkwasser in Europa liegen nach ihren Angaben bei 46,5 Milliarden Euro. Eine Studie der Weltbank von 2019 zur globalen Wasserqualität zeigt: Mehr als die Hälfte des weltweit eingesetzten Stickstoffdüngers landet im Wasser oder als extrem klimaschädliches Lachgas in der Luft. Nitrate sind weltweit die am häufigsten gefundene chemische Verschmutzung des Grundwassers. Die Kosten der Schäden überwiegen die wirtschaftlichen Vorteile der Kunstdüngereinsätze bei weitem. Der Report zieht das Fazit:

„Die Auswirkungen der Stickstoffverschmutzung werden als eines der wichtigsten Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts betrachtet. (…) Die Welt hat die sichere Grenze des Planeten für den Stickstoffaustrag voraussichtlich überschritten.“

Auch in Deutschland gibt es dringenden Handlungsbedarf beim Wasserschutz

Leider sind veröffentlichte Auswertungen von Daten zur Qualität des Wassers in den vergangenen Jahren weniger geworden. Erhebungen und Veröffentlichungen liegen weitgehend in der Zuständigkeit der Bundesländer, und viele veröffentlichen nur, was durch (EU-)Recht oder parlamentarische Anfragen in den Landtagen erzwungen wird. Die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V. recherchiert und sammelt laufend Informationen zum Zustand sowie den Problemen des Grund-, Trink- und Mineralwassers und veröffentlicht diese. Der Bericht von 2022 zeigt: Die kritische Entwicklung der Qualität des Oberflächen- und Grundwassers in Deutschland erfordert so schnell wie möglich ein Umdenken im Umgang mit unseren Böden. Denn: „Wasser muss flächendeckend geschützt werden. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 30 Prozent der Anbaufläche ökologisch zu bewirtschaften, ist mit Nachdruck zu verfolgen. Aber auch die konventionelle Landwirtschaft muss vom chemischen Pflanzenschutz auf mechanische und nicht-chemische Verfahren umstellen“, so ein Fazit dieses Berichts vom 15.3.2022.

Uns als Interessengemeinschaft gesunder Boden e.V. ist durchaus bewusst, dass die Diskussion um die roten Gebiete ein sehr sensibles Thema ist. Das Problem ist, dass man aus hydrogeologischer Sicht nicht immer den Ort und den Zeitpunkt von Schadeinträgen ermitteln kann. So kann eine Kontamination des Grundwassers unter Umständen eine lange Vorgeschichte haben. Deshalb ist es wichtig, dass wir zukünftig alle bekannten und verfügbaren Alternativen zu synthetischen Düngemitteln und Pflanzenschutz nutzen. Eine bedarfsgerechte Düngung steht dabei genauso im Fokus, wie die größtmögliche Verlustreduzierung sowie die Aufbereitung von Wirtschaftsdünger. Das trifft sowohl für den konventionellen als auch für den biologischen Landbau zu.

In Kulturen, wie beispielsweise Mais, sollte die Unkrautregulierung möglichst mechanisch erfolgen. Das wird bereits von vielen Landwirten mit großem Erfolg so praktiziert. Die mechanische Unkrautregulierung lockert zudem nochmals die Bodenoberfläche und man kann diesen Arbeitsgang gleichzeitig für die Etablierung von Untersaaten nutzen. Das verbessert nicht nur die Tragfähigkeit während der Ernte, sondern fördert die Infiltration von Wasser und bindet gleichzeitig mögliche Nährstoffüberschüsse und unterstützt die Reproduktion von Humus. Eine Win-win-Situation, die kaum zu übertreffen ist. Dieses kleine Beispiel zeigt, dass es zu jeder Herausforderung eine Lösung gibt. Uns als Gesellschaft muss es ein Anliegen sein, unsere Landwirte für ihre Leistungen für Boden- und damit Wassergesundheit fair zu vergüten.

Wir als Verein unterstützen unsere Mitglieder aktiv auf dem Weg in eine zukunftsfähige Landwirtschaft mit dem für unsere Mitglieder kostenfreien Format „Boden um 7“, in dem wir die Fragen der Landwirte und die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit aufgreifen und gemeinsam Lösungswege erarbeiten. Jeder lernt von Jedem, das ist das Prinzip unserer Vereinsmitglieder.

Gesunde Böden können bis zum 4-fachen ihres Eigengewichtes an Wasser aufnehmen und reinigen. Die biologische Reinigungsleistung übersteigt die physikalische im Boden entscheidend, daher reinigen biologisch aktive Böden Wasser deutlich besser. Es ist wichtig, dass eine wasserschonende Bodenbewirtschaftung in die Ziele nationalen Wasserstrategie aufgenommen wird, bisher sind die Aussagen in dieser Richtung eher vage.

Pressemitteilung von der Interessengemeinschaft gesunder Boden e.V. zum internationalen Tag des Bodes am 05.12.2022.


Quelle des Zitats Bericht: Der Zustand von Grund- und Trinkwasser – Übersichtsstudie der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V. 2022 vom 15.3.2022.

Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e.V. mit Sitz in Regensburg bildet ein internationales Netzwerk zum Wissenstransfer unterschiedlicher Fachrichtungen mit dem Ziel, wieder gesunde, lebendinge und humusreiche Böden mit hoher Wasseraufnahme und Wasserspeicherfähigkeit aufzubauen. Der Verein versteht sich als Plattform, um altes und neues Wissen zu sammeln und es bodeninteressierten Verbrauchern, Verbänden, Institutionen, Landwirten, Tierärzten, Ärzten und Wissenschaftlern zur Verfügung zu stellen. Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. wurde im Oktober 2018 mit dem Umweltpreis der Stadt Regensburg ausgezeichnet. Weitere Informationen: www.ig-gesunder-boden.de