Liebe gehört zu den Menschenrechten wie das eine Herz zum anderen. Doch Liebe und Zwischenmenschlichkeit in all ihren Formen leben zu können, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Amnesty Redaktionen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz berichten über Herausforderungen im eigenen Land.

ÖSTERREICH: BEGEGNUNGEN IM FRAUENWOHNZENTRUM

Raum für Begegnung, Austausch und Freundschaft – das ist für viele Menschen in Österreich nicht selbstverständlich. In einem Gespräch erzählt Elvira Loibl, Hausleiterin des FrauenWohnZentrums der Caritas in Wien, über die Wichtigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen in der Wohnungslosigkeit.

Alle Menschen brauchen Bezugspersonen, eine sichere Umgebung, einen Rückzugsort. Menschen, die Wohnungs- und Obdachlosigkeit erfahren, werden diese und andere grundlegende Bedürfnisse jedoch häufig abgesprochen. Dabei gewinnen zwischenmenschliche Beziehungen gerade in schwierigen Lebensphasen für uns alle an Bedeutung

„Wir leben über sozialen Austausch, nicht über Ratschläge, sondern darüber, einander wohlgesonnen zu sein. Es geht auch um Grenzen und darum, sich in einem bestimmten Kontext wahrzunehmen.“

lvira Loibl, Hausleiterin des FrauenWohnZentrums der Caritas in Wien

Für Menschen, die wohnungs- oder obdachlos sind, stellen Tageszentren und andere Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe Orte der Begegnung dar, wo Beziehungen entstehen und Kontakte geknüpft werden. „Dort können sich Frauen austauschen und einander Tipps geben. Bei manchen Frauen entstehen sogar langjährige Freundschaften“, erklärt Elvira Loibl und betont, dass sich Frauen oft erst durch diesen Austausch trauen, weitere Angebote der Wohnungslosenhilfe anzunehmen.

Wie wichtig Zusammenhalt und Verständnis untereinander sein können, bestätigt auch Anita, die selbst Erfahrung in einer Wohnungslosenhilfeeinrichtung hat: „Dort hatte man immer jemanden zum Reden. Die Frauen haben alle eine ähnliche Geschichte.“ Trotz der schwierigen Zeit habe es „auch das Miteinander und Füreinander gegeben“.

Neben dem Austausch untereinander spielen Beziehungen zu Sozialarbeiter*innen in der Wohnungslosenhilfe eine besondere Rolle. „Es gibt Frauen, die wir seit 15 Jahren kennen. In diesen Fällen sind Bezugspersonen besonders wichtig, weil sie die Geschichten der Frauen kennen.“ Dabei ist laut Elvira Loibl der Aufbau von Vertrauen zueinander ein zentraler Aspekt. Es gehe auch darum, „Krisen zu durchlaufen“.

Welche Form eine zwischenmenschliche Beziehung auch annehmen mag, entscheidend sind Vertrauen und ein gegenseitiges Wohlwollen sowie Respekt. Elvira Loibl betont: „Es ist wichtig, dass wir uns Zeit miteinander geben, im Zuhören, im Hinschauen und Wertschätzen.“ Orte, die solches erlauben, sind dabei besonders zentral. Das FrauenWohnZentrum beweist die Notwendigkeit gruppenspezifischer Einrichtungen. Doch diese sind in Österreich nicht ausreichend vorhanden.

Amnesty International fordert mehr vielfältige und gruppenspezifische Angebote in der Wohnungslosenhilfe.

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