Ein neuer Bericht, der vom Conflict and Environment Observatory (CEOBS) und Scientists for Global Responsibility veröffentlicht wurde, deckt auf, dass das Militär für mindestens 5,5% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Die Autor*innen rechnen aus, dass wenn das gesamte weltweite Militär ein Land wäre, es beim Ausstoß von Treibhausgasen noch vor Russland an vierter Stelle liegen würde.

Informationen über Emissionen aufgrund militärischer Aktivitäten sind oft undurchsichtig und schwer zu bekommen. Die Autor*innen stützen sich auf die begrenzt verfügbaren Daten zu Militärbasen, Fahrzeugen, Stützpunkten und industriellen Lieferketten.

Zahlreiche zusätzlichen Faktoren konnten nicht mit eingerechnet werden, wie zum Beispiel die Auswirkungen durch kriegerische Handlungen (Feuer etc.), die Schäden an Infrastruktur und den Ökosystemen, der Wiederaufbau nach einem bewaffneten Konflikt sowie Gesundheitsleistungen für Überlebende eines solchen Konflikts. Das bedeutet, dass der tatsächliche „globale militärische Stiefelabdruck” wahrscheinlich sogar noch größer ist.

Es existiert für die Staaten keine feste Verpflichtung, die Emissionen ihrer Streitkräfte an das United Nations Framework Convention on Climate Change UNFCCC (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen) zu berichten. Zahlreiche Länder mit großen Armeen, einschließlich Indien, Saudi-Arabien und Südkorea, liefern dem UNFCCC keinerlei Informationen. Andere Länder, die diese Informationen zur Verfügung stellen, haben dagegen von einer Erhöhung der Emissionen im vergangenen Jahr berichtet. Zu diesen Ländern zählen Australien, Zypern, Tschechien, Dänemark, Griechenland, Ungarn, Italien, die Niederlande, die Schweiz und die Ukraine.

Linsey Cottrell, Umweltreferentin am CEOBS sagte, „aktuell liegt die Messlatte zur Verpflichtung einer Berichterstattung an das UNFCCC über den Verbrauch von Brennstoff für das Militär ziemlich niedrig. Doch die meisten der Länder mit großen Militärausgaben erfüllen noch nicht einmal diesen niedrigen Standard. Als einen ersten Schritt muss das UNFCCC hier seine Vorgaben zur Berichterstattung für die Regierungen der Länder stärken.“

Ohne eine genaue Information wird es für die Länder extrem schwierig, sich Ziele zur Null-Emission zu setzen und mehr noch diese Ziele tatsächlich erreichen zu können. Da sich der Planet durch die Milliarden Tonnen an Treibhausgasen, die die Menschen bereits in die Atmosphäre gelassen haben, weiter erwärmt, sind konzertierte Aktionen aller Bereiche – einschließlich des Militärs – nötig, um unseren Kurs zu ändern.

Für viele Menschen in der Welt ist der Krieg in der Ukraine der militärische Konflikt, der ihnen am stärksten im Bewusstsein ist. In einem jüngsten Kommentar in Nature heißt es:

“Die ukrainische Regierung berechnet die finanziellen und Umweltkosten der Auswirkung des Konfliktes auf das Klima und ist damit der erste von einem vom Krieg betroffenen Staat, der das tut. Beim COP27 wird das zur Sprache kommen.“

Die Kriegskosten werden oft in den Größenordnungen der Verluste von Menschenleben, zerstörter Infrastruktur, Flüchtenden und Geldmitteln gemessen. Diesen Kosten eine Klimadimension hinzuzufügen wird es noch deutlicher machen, dass die Welt dringend Wege finden muss, Frieden zum Wohle der gegenwärtigen und kommenden Generationen zu schließen.

Die Übersetzung aus dem Englsichen wurde von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!