Das Wort „Liebe“ hat, so scheint es, in den letzten Jahren viel von seiner Ursprünglichkeit verloren. Es ist ähnlich wie der Unterschied zwischen einer warmen Schale hausgemachter Gartengemüsesuppe – aus handgeschälten Zwiebeln, tränenden Auges gehackt, gewürfelten Kartoffeln und Karotten, Gartengemüse, Bohnen, reifen Strauchtomaten und einer Vielzahl von Kräutern, die in einer frischen Herbstnacht in einem Topf köcheln – im Vergleich mit einer grellen rot und weiß etikettierten Blechdose mit matschiger Hühnernudelsuppe oder einem Bouillonwürfel in kochendem Wasser. Ja, all dies kann den Hunger stillen, aber im Vergleich nimmt sich das eine davon die Zeit, die darin enthaltene Arbeit, Energie und Fürsorge zu reflektieren – dieses besondere Gefühl, das über die Befriedigung des Hungers hinausgeht.

Am 1. Oktober folge ich einer faszinierenden Einladung zu einem Treffen zum 40-jährigen Jubiläum der Agape Community of Catholic Residential Contemplative, die 1982 in Zentral-Massachusetts gegründet wurde. Religionsübergreifend in ihrer Praxis und Öffentlichkeitsarbeit hat sie sich der Verwirklichung von Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit verschrieben. Im Geiste der Gewaltfreiheit bemühen sich Mitglieder, Praktikanten und Mitbegründer, in Frieden zu leben und unsere lebendige Erde als heilig zu verstehen, wie auch alle ihre Bewohner. Was als bewusst unternommene Fahrt an einem bewölkten Herbsttag in Neuengland zusammen mit einem Freund von über 50 Jahren beginnt, entwickelt sich zu einer bedeutungsvollen Zeit der Fürsorge und Sorge, in der ich mir die Geschichten aller anhöre und Teile meiner eigenen wiederfinde. Es wird zu einer wahrhaft spirituellen Erfahrung.

Mehrere Präsentationen erregen meine Aufmerksamkeit: Fotos und Geschichten des sozialjournalistischen-Fotografen Skip Schiel (http://teeksaphoto.org/), dessen jahrelange Arbeit die Transformation von Menschen von Feinden zu Befürworter des Friedens im Israel-Palästina-Konflikt beleuchtet; interreligiöse Gebete hebräischer und arabischer Tradition von Kantor James Levinson und Dr. Mohammed Bajwa gesprochen, in wechselseitiger Energie von Ehrerbietung, mit erhobenen, verschränkten Händen, verwandte Ursprünge und Beziehungen bekennend, sowie ein bewegender Gebetsruf von Abdul Azeem Chaudhry; und die bewegenden Worte von Dr. Robert Morris über die Tragödie einer Familie während des Irakkrieges. Da ich etwas vom Zentrum der Zeremonie entfernt bin, muss ich mich anstrengen, um Details der Reden zu verstehen. Trotzdem erlebe ich, wie sich diese bewegenden Ereignisse zu einem zusammenhängenden Mosaik gewaltfreier Resonanzen vermischen, die Momente aus meiner eigenen Lebensgeschichte berühren.

Vielleicht war es die überraschende schriftliche Antwort, die ich 1998 vom königlichen haschemitischen Hof erhielt, nachdem ich König Hussein von Jordanien geschrieben hatte, in Anerkennung seiner anhaltenden Rolle bei der Vermittlung des Friedens in einem destabilisierten Nahen Osten, oder meine Teilnahme an den späteren Protesten in New York City gegen die immer lauteren Aufrufe zum Krieg im Irak, oder die tausenden von bunten, Krieg missbilligenden PEACE (PACE)-Flaggen, die in Italien an den Balkonen hingen, wo ich zehn Jahre meines Lebens verbrachte, aber jetzt richtet sich meine Aufmerksamkeit auf die Familie Kader.

Im Jahr 2005, zwei Jahre nachdem der Irakkrieg unter weltweiten Protesten entfesselt worden war, fuhr diese vierköpfige Familie (Vater, Mutter, zwei Söhne) in ihrem Auto und kam an einem Kontrollpunkt in Mossul an. Mitglieder des US-Militärs schossen versehentlich auf einen anderen PKW in der Nähe und sie gerieten ins Kreuzfeuer. Sabah, der Vater, stieß seinen Sohn Ali aus dem Auto, bevor er verletzt wurde. Omar, Alis 3-jähriger Bruder, überlebte eine Explosion, bei der mehr als 70% seines Körpers verbrannt wurden. Suad, die Mutter dieser Familie, entkam dem Feuer nicht.

An diesem Samstag, an dem ich mich mit Fragen der Gewaltfreiheit beschäftige, bemerke ich mehrere junge Menschen, von denen einige Kinder und Enkelkinder dieser Menschen des Friedens sind, und zwei ernste junge Männer, von denen ich weiß, dass sie Ali und Omar sind. Ihre stoische Präsenz während des Gebets, als ein Pflaumenbaum ihrer Mutter gewidmet wird, erfüllt den Herbstwald mit einer tiefen, spürbaren, stillen Energie. All diese Geschichten, diese Menschen, die jahrelang in Fragen der Gewaltfreiheit zusammengearbeitet haben, machen einen überwältigenden Eindruck.

Wenn sich unsere Erfahrungen mit denen anderer überschneiden, gibt es oft eine bedeutungsvolle Berührung oder ein Interesse, das uns über die Grenzen hinweg verbindet, die uns scheinbar umgeben. Diese Barrieren lösen sich dann auf, und wir werden frei, andere zu verstehen und wirklich zu lieben.

Wie Richard Rohr in seiner täglichen Meditation über Gewaltfreiheit am 29.10.22 feststellte:

Martin Luther King Jr. definierte Agape-Liebe als die Bereitschaft, zu dienen, ohne den Wunsch nach Gegenleistung, die Bereitschaft, Leid zu ertragen, ohne den Wunsch nach Vergeltung, und die Bereitschaft, sich zu versöhnen, ohne den Wunsch nach Herrschaft.

Es ist dieser Geist des Dienens und der Gewaltfreiheit, der in der Agape-Gemeinschaft und ihrem 40-jährigen Erbe verkörpert ist, der als ein wohl durchdachtes Mittel gegen die Dunkelheit der heutigen Welt bedingungslose Liebe anbietet.

Für weitere Informationen: https://agapecommunity.org/timeline/

Berichte und Fotos: https://agapecommunity.org/2022/10/17/skip-schiels-reflection-for-agapes-40th-anniversary/

Interreligiosität: https://agapecommunity.org/2022/10/12/impromptu-jewish-muslim-reconciliation-ceremony-held-at-agapes-40th-anniversary/

Iraq: https://agapecommunity.org/2022/10/14/robert-morriss-speech-at-plum-tree-dedicated-to-saud-kader/

Im St.-Franziskus-Haus – die Kinderkrippe.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ulrich Karthaus vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!