Der Bericht von Marilina Rachel Veca, Mitglied von WILPF Italien ist entstanden im Rahmen einer Veranstaltung für Pre COP26 in Mailand zum Thema Militarismus und Umweltverschmutzung. Sie ist Mitglied von der Gruppe “Militäropfer und ihrer Familien und Mitglied der nationalen Gruppe der Opfer von angereichertem Uran.

Dies ist eine komplexe und weitgehend unbekannte Geschichte, die weitererzählt werden muss. Eine Geschichte aus einem Mosaik von Schmerzen und Leiden antiken Ausmaßes, die sich täglich und bis in die Unendlichkeit fortsetzen lässt. Eine Geschichte der Mutter Erde, die heute ganz unvermittelt ihre Kinder ermordet.

Dies ist eine Reise durch verschiedenste Widerstandsformen gegen eine Macht, die schwer auf uns lastet und uns erdrückt. Eine Reise durch kleine Alltagsgeschichten ganz normaler Leute – nicht nur über Militär und militärische Missionen – sondern über das tägliche Leben, die Agonie eines individuellen und kollektiven Lebensraums, in dem sich von der Welt ungehört, unverstanden und unterschätzt eine menschliche Tragödie abspielt.

Die Tragödie basiert auf menschlichem Handeln und hat Gesichter; auf einmal ist der Tod präsent, ein grausamer und stiller Tod: Militärische Einrichtungen mit „menschlichem Antlitz“, „humanitäre“ Missionen, die zu bewaffneter Besatzungen mutieren. Anlagen, die so vielen jungen Menschen Arbeit „bieten“ – aber ihre giftige Maske verbergen und ihren Schatten über das Territorium ausbreiten. Es ist eine Festung, die durch Heucheleien, Lügen und Vertuschung geschützt wird, ohne sich um die zu kümmern, die krank werden und sterben.

„Humanitäre“ Missionen, die Frieden bringen sollen aber nur Zerstörung und neue, profitable Wirtschaftsgüter für einige Wenige bringen, Konzerne die Tod produzieren, anstatt Wohlstand und Sicherheit zu bringen. Viele sind beteiligt, viele schweigen: Militärs, Tierärzte, Geschäftsleute, Politiker, private Sicherheitsstrukturen, Rüstungsindustrien, die mit dem großen Geschäft der Kriegsproduktion verbunden sind.

Wie viele Rätsel stecken hinter den Anlagen?

In Quirra, der größten NATO-Anlage in Europa, lagert Uran 238, der stille Killer in Friedenszeiten, der sowohl die trifft, die auf dem Schlachtfeld kämpfen, als auch die, die in der Nähe der Stützpunkte leben, wo Waffen getestet und Geräte gezündet werden, die dieses Material bei hohen Temperaturen freisetzen.

Das Land als solches tötet nicht, aber dieses Land wurde enteignet und militarisiert und beherbergt nun 60 % der dem italienischen Militär zugewiesenen Flächen. Dieser grausame Tod trifft auch die, die nie im Krieg waren und nie daran gedacht haben, in den Krieg zu ziehen: die Hirten, die ihre Herden in der Nähe des Schießplatzes weiden lassen, die als erste sahen, wie missgebildete Lämmer geboren wurden, und die dann krank wurden und einfach so, in wenigen Monaten, starben, ohne zu wissen warum; das Personal, das in der Basis arbeitet, die Lämmer mit sechs Beinen; die Kinder, die mit Missbildungen geboren werden (in Escalaplano sind es 10 bei 2.500 Einwohnern) und die jungen Menschen, die an Leukämie leiden.

Viele kommen zum Schießstand, um zu experimentieren: französische, britische und amerikanische Rüstungsunternehmen, die ihre neuen Waffen testen müssen, zahlen, schießen und gehen.

Die Militärbasis verspricht denjenigen, die sich melden, Essen, Karriere, Geld und Sicherheit. Dies ist jedoch nicht der Fall, da in dieser Basis so genannte unkonventionelle Waffen getestet werden, Munition, die abgereichertes Uran einsetzt, um ihre Durchschlagskraft zu erhöhen, Waffen, die die Kontamination tief in die Erde, ins Grundwasser leiten über Jahre hinweg mit der Folge Kontamination und Tod.

Der Fall des abgereicherten Urans ist einer der grausamsten Fälle von Verschweigen und Vernebelung des individuellen Gewissens. Omertà, das Schweigegebot, soziale Gleichgültigkeit herrscht vor und macht die Einrichtungen unantastbar. Die Zeit hilft zu vergessen, viele nutzlose Kommissionen täuschen Maßnahmen vor, viele offizielle Lügen und gefälschte Zahlen. Die Gleichgültigkeit derjenigen, die die Einrichtung kennen und weiterhin verteidigen belastet, viel obszöne Schönfärberei, dass sich „unsere Jungs, für ihr Land opfern“.

Es ist die alltägliche, vergessene Tragödie eines Landes, das mit seinen Früchten und Tieren Tod geweiht ist, von Gesichtern, die verschwinden und damit in Vergessenheit geraten.

Es gibt diejenigen, die wissen, oder besser gesagt, viele, die für das, was geschieht, verantwortlich sind. Aber sie schweigen, sind vergesslich und kriminell, geschützt hinter einer Gummiwand. Und dieser schleichende Tod hat tatsächlich viele Namen: fulminante Leukämie, Hodgkin-Lymphom, Non-Hodgkin-Lymphom, Tumore aller Art.

Es handelt sich um die am stärksten militarisierte Region der Welt: 7.200 Hektar Land, 75.000 Hektar Luftraum und Navigationsbeschränkungszonen. Hier zeichnet die Geografie die Wege des Todes vor in einem Gebiet, das alle Arten von Landschaften umfasst, felsiges Land, Granitberge, die transparente Weite des Meeres.

Vor kurzem haben wir von einem Akt der Gerechtigkeit erfahren, den wir ohne Rhetorik als historisch bezeichnen können: Das endgültige Urteil des Berufungsgerichts im Fall eines Unteroffiziers, der nach dem Kosovo-Einsatz an Krebs gestorben ist, wurde veröffentlicht. Der Kausalzusammenhang zwischen der Exposition gegenüber der toxischen Substanz und der Krankheit sei „mit eindeutiger Sicherheit“ nachgewiesen worden; „es ist bewiesen, dass die militärische Führung von den Gefahren wusste und nichts unternahm, um sie zu verhindern“. Schweigen, Auslassungen und verborgene Wahrheiten, ein wahrer Vorhang des Schweigens, der Pflichtvergessenheit, des Todes und des Leids. Ein Lichtblick ist auch das erste Urteil des Berufungsgerichts in Rom, das seit dem 20. Mai 2019 rechtskräftig ist – ein schockierendes Urteil: Die Entscheidung der ersten Zivilkammer des Berufungsgerichts Rom bestätigt, wie bereits vom Gericht festgestellt, „mit eindeutiger Sicherheit den Kausalzusammenhang zwischen der Exposition gegenüber abgereichertem Uranstaub und der Krebserkrankung“ und die Schuld des Verteidigungsministeriums. Außerdem wird, wie bereits in erster Instanz, das Verhalten der obersten Führungsetage der Streitkräfte geahndet, die es versäumt hat, die Soldaten „über den spezifischen Risikofaktor im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber abgereichertem Uran“ zu informieren.

Die Verwendung von Geschossen mit abgereichertem Uran (so genanntem DU) sei „durch das Memorandum des Department of the Army – Office of Surgeon General“ vom 16. August 1993, „durch die Bagnoli-Konferenz vom Juli 1995“, „durch den am 13. Februar 2006 angenommenen Bericht des Senatsuntersuchungsausschusses“ und „durch die Aussage von Dr. Armando Benedetti“ bestätigt worden, ein qualifizierter Strahlenschutzexperte des CISAM (Inter-Forces Centre for Military Applications Studies), der vom parlamentarischen Ausschuss zum Einsatz von DU im Kosovo und zum Vorhandensein der Substanz in der Nahrungskette gehört wurde. Dies waren alles Elemente, aus denen „gefolgert werden konnte, dass dem Verteidigungsministerium die Existenz von abgereichertem Uran während der „friedenserhaltenden“ Mission oder zumindest das ernsthafte Risiko seines Einsatzes in dem Gebiet sowie die Auswirkungen von DU auf die menschliche Gesundheit bekannt waren“. Kurzum, so die Richter, es lägen „alle Voraussetzungen vor, um eine Haftung des Verteidigungsministeriums zu begründen, das es fahrlässig versäumt hat, alle angemessenen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um seine Soldaten vor den Folgen der Verwendung von abgereichertem Uran zu schützen“.

Der derzeitige Präsident Italiens, Sergio Mattarella, der in den Regierungen D’Alema und Amato zunächst Vizepräsident des Rates (vom 21. Oktober 1998 bis zum 22. Dezember 1999) und dann Verteidigungsminister (vom 22. Dezember 1999 bis zum 11. Juni 2001) war, hatte sich mehrfach zur Frage der mit abgereichertem Uran angereicherten Munition geäußert, die im Krieg im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt worden war, nachdem die ersten Fälle von Leukämie bei Veteranen von Einsätzen auf dem Balkan aufgetreten waren.

Am 27. September 2000 beantwortete Mattarella im Parlament eine Anfrage zu zwei Todesfällen unter italienischen Soldaten. Im ersten Fall war der erkrankte junge Mann nie im Ausland eingesetzt worden“, erklärte der damalige Verteidigungsminister, „im zweiten Fall war der junge Soldat in Bosnien, genauer gesagt in Sarajewo, eingesetzt worden, wo nie abgereichertes Uran verwendet worden war. Ein Umstand, der sich als nicht zutreffend herausstellte. Denn in Bosnien, einschließlich der Gegend um Sarajevo, warfen amerikanische Flugzeuge etwa 11.000 Granaten mit abgereichertem Uran ab. Und Mattarella selbst gab dies drei Monate später, am 21. Dezember 2000, zu.

Am 10. Januar 2001 sagte Mattarella im Senat: „Was den Kosovo betrifft, so hat die NATO im Mai 1999 bekannt gegeben, dass sie in dieser Region Munition mit abgereichertem Uran eingesetzt hat… Der Einzug unserer Truppen in den Kosovo erfolgte nach der öffentlichen Bekanntgabe – ich wiederhole – des Einsatzes von Munition mit abgereichertem Uran… Folglich war es seit dem Einzug unserer Soldaten in den Kosovo möglich, angemessene Schutzmaßnahmen zu ergreifen“.

Das rechtskräftige Urteil des Berufungsgerichts Rom besagt nun, dass die militärische Führung „schuldhaft versagt“ hat, angemessene Maßnahmen zum Schutz der Soldaten zu ergreifen.

Und schließlich das Zahlenballett: Gesundheitsminister Grillo in der Regierung Conte 1 hat 400 Tote und 7.500 Kranke als Opfer dieses hinterhältigen und unerklärten Krieges gemeldet.

Und was ist mit den Schießständen, auf denen Waffen mit abgereichertem Uran getestet werden? Kein Wort für diejenigen, die an Leukämie, Lymphomen, missgebildeten Kindern und Hirten starben, die in wenigen Monaten von fulminanten Krankheiten getötet wurden, in ihrem enteigneten, verwundeten, militarisierten Land, ohne überhaupt zu wissen, warum.

Im damaligen Jugoslawien gingen ab dem 24. März 78 Tage lang heftige NATO-Bombardements nieder: Sie nannten sie „humanitäre Bombardements“, aber sie hatten nichts Menschliches an sich. Häuser wurden verbrannt, zerstört, und diejenigen, die nicht von den „humanitären Bomben“ getroffen wurden, wurden von den albanischen Terroristen der UCK verwüstet, vandalisiert und „ausgeschlachtet“.

Pater Sava vom Kloster Decani erinnerte 2003 an den Tag des 24. März 1999, der den Beginn des Krieges gegen das damalige Jugoslawien markierte: „Die NATO hat ohne Zustimmung des UN-Sicherheitsrates und ohne dass die internationale Gemeinschaft alle Möglichkeiten für eine friedliche Stabilisierung der Lage ausgeschöpft hätte, massive Angriffe gegen Serbien gestartet. Obwohl die NATO erklärte, dass die Luftangriffe gegen jugoslawische Militärziele und das Regime von Slobodan Milošević gerichtet waren, litten und starben Tausende von Zivilisten aller Ethnien, die als „Kollateralschäden“ bezeichnet wurden.“

Nach mehr als zwanzig Jahren ist das Kosovo ein unbewohnbarer Ort, an dem nur der illegale Handel floriert, die ethnische Diskriminierung fortbesteht und mehr als 250.000 Einwohner der Provinz (hauptsächlich Serben) trotz der Präsenz der NATO, der UN und jetzt auch von Eulex trotz der Versprechen der internationalen Gemeinschaft nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten. Darüber hinaus sind etwa 1.500 Serben verschwunden, und höchstwahrscheinlich wurden über 300 Serben Organe entnommen, die auf dem internationalen Markt für Organe und Menschen landeten, ohne dass die so genannte internationale Gemeinschaft dies geahndet oder beachtet hätte.

Hunderte von serbisch-orthodoxen Kirchen wurden unter den Augen der internationalen KFOR-Truppen in Schutt und Asche gelegt, ebenso wie Hunderte von Kunstgegenständen, Gemälden und Fresken; die serbischen Friedhöfe wurden verwüstet.

Belgrad, das Ziel der NATO-Flugzeuge, die Serbien achtundsiebzig Tage lang bombardierten, ist immer noch eine verwundete Stadt.

Die Agonie von Kosovo und Metohija brennt noch immer, der langsame Tod der serbischen Gemeinschaft, die entschlossen ist, im Land des serbischen Volkes, Kosovo und Metohija, zu bleiben.

Noch heute erinnern die ausgebrannten Gebäude Belgrads an die andere Seite des Krieges, an die von den Medien vernachlässigte dunkle Zone, an das Zeugnis eines Alptraums, an die halluzinierte Vision der Gegenwart.

Die Aggression gegen Jugoslawien fand offiziell vom 24. März bis zum 10. Juni 1999 statt, wobei die so genannte Akcija Rachak als Vorwand für den NATO-Angriff diente, bei dem etwa 40 Kämpfer der terroristischen und illegitimen Albanischen Befreiungsarmee des Kosovo (UCK) von den regulären serbischen Streitkräften getötet wurden. Italien beteiligte sich zusammen mit den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Frankreich, Kanada, Spanien, Portugal, Dänemark, Norwegen, der Türkei, den Niederlanden und Belgien mit eigenen Mitteln, Flugzeugen, Männern und Stützpunkten am Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien.

Mehr als 1.000 Bombenflugzeuge und 30 Kriegsschiffe wurden eingesetzt; 2.032 bewaffnete Fahrzeuge und Panzer; etwa 100.000 Soldaten, 15.000 Freiwillige, 20.000 Polizei- und Gefängnisbeamte.

Die offizielle Zahl der Todesopfer betrug 1.031 Soldaten und Polizisten, 2.500 Zivilisten, darunter 89 Kinder; etwa 2.500 Vermisste, zumeist Serben; zwischen 200.000 und 300.000 Serben, die gezwungen waren, aus ihren Häusern zu fliehen. 2 US-Soldaten tot (nicht im Kampf) und 3 gefangen genommen.

Zerstörte militärische Ausrüstung: 1 AH-64 Apache im Kampf und einer außer Gefecht (die amerikanischen Piloten Givvs und Reichert sind tot); 1 F-16 Fighting Falcon abgeschossen; A 10 Thunderbolts, 2 abgeschossen und 2 beschädigt; 47 ferngesteuerte Luftfahrzeuge (Drohnen); 6 MIG 29 abgeschossen; 1 Soko 22 Orao (JU) abgestürzt; 22 gepanzerte Fahrzeuge, davon 14 Panzer. Die NATO behauptete und dementierte dann die Zahl von 93 zerstörten JU-Panzern, 132 Schützenpanzern und 52 Artilleriegeschützen. JU-Luftstützpunkte und Militärflughäfen wurden schwer beschädigt (Batajnica, Ladevci, Slatina, Golubovci und Dakovia). Verteidigungsindustrie und militärische Einrichtungen beschädigt: Utva, Zastava, Cacak, Kraguievac. Darüber hinaus wurden auch die Ölraffinerie in Pancevo, Novi Sad, sowie Brücken, Antennen, Eisenbahnlinien usw. beschädigt.

Ein Tag Bombardierung kostet 225 Milliarden Lire, so viel wie der Jahreshaushalt des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen“, so die „Gewaltfreie Aktion“ in einem am 7. April 1999 in Il Manifesto veröffentlichten Brief.

Laut Newsweek „kosteten die ersten drei Wochen des Krieges zwischen 18 und 27 Millionen Dollar pro Tag, oder zwischen 378 und 567 Millionen Dollar“.

Die Zerstörung von Eigentum in Jugoslawien beläuft sich auf mehr als 100 Milliarden Dollar; nach Angaben der Weltbank würden sich die kurzfristigen wirtschaftlichen Kosten des Kosovo-Krieges auf 2,5 % des BIP der Balkanregion belaufen, also rund 100 Milliarden Dollar.

Die Zahl der Todesopfer infolge der Verseuchung durch abgereichertes Uran lässt sich nicht beziffern, geht aber in die Tausende, sowohl bei Militärangehörigen (einschließlich Italienern) als auch bei Zivilisten.

Nach Angaben der Internationalen Kommission für vermisste Personen und der serbischen Kommission für vermisste Personen sowie nach dem Kosovo-Gedenkbuch von 2015 und der Aktualisierung von 2019 wurden zwischen Januar 1998 und Dezember 2000 insgesamt 13.548 Menschen getötet oder vermisst; davon waren 10.317 Zivilisten.

Die Bombardierung Jugoslawiens durch die NATO wurde wegen Völkermordes, Umweltterrorismus und des Einsatzes verbotener Waffen im Zusammenhang mit den massiven Kriegsanstrengungen der NATO angeklagt: 38.000 Lufteinsätze und etwa 24.000 abgefeuerte Bomben, Raketen und Geschosse. Das Haager Tribunal für Kriegsverbrechen auf dem Balkan sprach alle Beteiligten frei und kam zu dem Schluss, dass „es keine Kampagne gab, die darauf abzielte, direkt oder zufällig zivile Opfer zu verursachen“.

Neben der Munition mit abgereichertem Uran wurden jedoch auch Splitterbomben eingesetzt, tödliche Bomben, die in einem tödlichen Splitterstrahl explodieren und wegen ihrer wahllosen Wirkung oft mit Antipersonenminen verglichen werden.

Von Nichtregierungsorganisationen, die im Kosovo tätig sind, wissen wir, dass in den 113 Orten, die 1999 von den NATO-Streitkräften mit abgereicherter Uranmunition getroffen wurden, die Zahl der bösartigen Tumore um 200 % gestiegen ist, d. h. die Zahl der Erkrankten ist von jährlich 1,9 % auf 5,2 % gestiegen, und wir wissen, dass „wir in Serbien eine erhebliche Zunahme bösartiger Erkrankungen, insbesondere bei jungen Menschen, beobachten. Wir wissen, dass „wir einen signifikanten Anstieg der Inzidenz bösartiger Erkrankungen beobachten, insbesondere bei jungen Menschen, während sie in den EU-Ländern zurückgeht, mit einem hohen Prozentsatz von Patienten in der Altersgruppe von 5-9 Jahren sowie einer erhöhten Anfälligkeit für bösartige Tumore des Blutes im Laufe der Zeit“, wie Darko Laketić, Vorsitzender der Untersuchungskommission zu den Folgen des NATO-Bombardements von 1999 auf serbische Bürger, erklärte.

Die Zahlen des NATO-Krieges gegen Jugoslawien

1 Chemiefabrik durch „intelligente“ Bomben in Galenica getroffen
1 abgeschossener NATO-Hubschrauber nach Angaben der offiziellen jugoslawischen Nachrichtenagentur „Tanjug“
1 zerstörtes orthopädisches Krankenhaus in der Nähe einer Kaserne der jugoslawischen Armee, am Stadtrand von Belgrad
1 Zug wurde bei der Bombardierung einer Brücke am 12. April in Grdelica, Serbien, getroffen
2 Flüchtlingszentren von NATO-Bomben getroffen
2 Brücken durch Bombenanschlag in Novi Sad zerstört
2 Apache-Hubschrauber zusätzlich zum aktuellen Kontingent
2 italienische AMX-Maschinen starten vom Stützpunkt Istrana in Venetien und bombardieren Belgrad 14. April
3 Raketen wurden weniger als 500 Meter vom alten orthodoxen Kloster Gracanica abgefeuert
3 amerikanische Kriegsgefangene, die von den Serben gefangen genommen wurden (von den Amerikanern bestritten)
3 NATO-Bomben auf Aleksinac, Serbien, nach Angaben der Nachrichtenagentur Tanjug
3 NATO-Kampfflugzeuge nach Angaben Belgrads abgeschossen
4 italienische AMX-Flugzeuge starteten am 15. April von der Basis Istrana in Venetien
5 Tomahawk-Raketen treffen die Autofabrik Crvena Zastava
5 die Bombardierung der Sloboda-Fabrik (Cacak, 145 km südlich von Belgrad), die nach Angaben der jugoslawischen Behörden Elektrogeräte und nach Angaben der NATO Munition herstellt
6 Stunden tägliche Fernsehsendungen, die die NATO von der serbischen Regierung verlangt
6 Raketen treffen ein Treibstoffdepot und eine Kunststofffabrik (Pristina)
7 Marschflugkörper fielen auf Pristina
7 russische Kriegsschiffe, die durch die Bosporusstraße in die Türkei fahren und die Adria erreichen sollen
8 in England stationierte B52-Bomber vom ersten Tag an im Einsatz
9 serbische Brücken von der NATO zerstört (Stand: 15. April), serbische Quelle
12 Tote durch den Abschuss eines NATO-Hubschraubers nach Angaben der offiziellen jugoslawischen Nachrichtenagentur „Tanjug“ (von den Amerikanern dementiert)
12 Tote unter der Zivilbevölkerung durch den Einschlag einer NATO-Rakete auf Gebäude in Aleksinac, Serbien
13 von der NATO zerstörte Raffinerien oder Treibstoffdepots (Stand: 15. April 99)
17 Zivilisten wurden bei dem NATO-Bombardement des petrochemischen Komplexes in Pancevo, einem Vorort von Belgrad, in der vergangenen Nacht verletzt
18 Raketenstellungen nach Albanien geschickt
In der Nacht vom 6. auf den 7. April waren in Pristina 18 Explosionen zu hören.
20 die kilometerlange Ölpest auf der Donau, die durch die Bombardierung einer Raffinerie verursacht wurde
23 serbische Bataillone im Kosovo nach Angaben der NATO (Stand: 14. April 99)
24 amerikanische F-16
31 von der NATO zerstörte serbische Fabriken (Stand: 15. April 99)
50 Mig 29: Arsenal der serbischen Luftstreitkräfte
60 Flugzeuge auf der „Enterprise
75 kosovo-albanische Flüchtlinge, die nach Angaben der Serben am 14. April 1999 durch NATO-Bombardements getötet wurden
119 Busse für den Transport von Albanern in die NATO-Lager Stenkovac und Radusa
124 Arbeiter, die bei dem NATO-Bombardement der Zastava-Fabrik in Belgrad verletzt wurden
138 Personen nach Zusammenstößen mit der Polizei vor der amerikanischen Botschaft in Moskau verhaftet
168 Albaner landeten in der Nacht vom 6. auf den 7. April in Apulien
400 NATO-Einsätze in der Nacht vom 8. auf den 9. April 1999
500 Tote unter der Zivilbevölkerung nach Angaben Belgrads bis zum 15. April 1999
1.500 NATO-Raketen nach Angaben Belgrads (Stand: 15. April 1999)
2.165 Raketen zur Verfügung der NATO-Marine und -Luftwaffe
4.000 zivile Opfer nach Angaben Belgrads vom 15. April 99
5.000 Tonnen Sprengstoff, die von der NATO ab dem 15. April 99 eingesetzt wurden
5.000 Bodenangriffseinheiten von US-Kommando angefordert
5.000 Mann Besatzung auf dem Flugzeugträger Enterprise
7.300 Mann des alliierten Hafenkontingents in Albanien
25.310 Albaner werden in die NATO-Lager Stenkovac und Radusa nördlich von Skopje verlegt
60.000 Soldaten, die die NATO vor Ort eingesetzt hat, um die Schaffung einer „freien Zone“ im Kosovo zu ermöglichen, in die die Flüchtlinge zurückkehren können, wie die Financial Times berichtet
400.000 Albaner, die teilweise auf Drängen der NATO-Truppen das Kosovo seit dem 24. März verlassen haben. Seit dem 9. Juni 1999 sind mindestens doppelt so viele zurückgekehrt.
2.000.000 Einwohner des Kosovo im Jahr 1998
2.500.000 Flugblätter, die von NATO-Flugzeugen über dem Kosovo abgeworfen wurden, um serbische Soldaten und Paramilitärs zur Rückkehr in ihre Kasernen aufzufordern.

Der Balkan, aber natürlich auch der Irak, Somalia und Afghanistan: Dies sind die Gebiete, in denen Tausende von Zivilisten und Militärangehörigen unwissentlich abgereichertem Uran und den Nanopartikeln von Schwermetallen ausgesetzt waren, die beim Aufprall dieser schrecklichen Munition freigesetzt werden; dies sind die Gebiete, in denen sich in den letzten 25 Jahren Hunderte, Tausende von Krankheits- und Todesfällen wiederholt haben, die ähnlich schmerzhaft und der Öffentlichkeit in dramatischer Weise unbekannt sind.

Irakische Regierungsquellen berichten, dass in einigen der während der Golfkriege bombardierten Städte wie Bagdad, Basra und Falludscha die Inzidenz expositionsbedingter Krankheiten besonders hoch ist: Die Krebsrate in der Provinz Babil, südlich von Bagdad, stieg von 500 diagnostizierten Fällen im Jahr 2004 auf 9082 im Jahr 2009. In Fallujah sind die Raten von Geburtsfehlern bis zu 14-mal höher als in Hiroshima und Nagasaki.

Schließlich wissen wir von der Militärischen Beobachtungsstelle, dass mehr als 7.500 italienische Militärangehörige und Zivilisten an Krebs erkrankt sind und 400 von ihnen an den Folgen dieser Krankheiten gestorben sind, die sie sich aufgrund der Exposition gegenüber abgereichertem Uran in den Einsatzgebieten und auf den nationalen Schießplätzen zugezogen haben.

Während die zivilen Opfer der Auswirkungen von abgereichertem Uran von der NATO in skandalöser Weise als „Kollateralschäden“ der Bombardierungen abgetan wurden, erscheint die Situation in Bezug auf das Militär, insbesondere das italienische Militär, das in so genannten „friedenserhaltenden“ Missionen eingesetzt wird, noch komplexer und grenzt an das Surreale.

Das italienische Parlament hat im Laufe der Jahre vier Untersuchungskommissionen eingesetzt, von denen die letzte unter dem Vorsitz des Abgeordneten Gian Piero Scanu in ihren Schlussfolgerungen nach zweijähriger Arbeit „schockierende Missstände aufgedeckt hat, die in Italien und bei Auslandseinsätzen dazu beigetragen haben, Tod und Krankheit unter den italienischen Militärangehörigen zu verbreiten. Die Situation in den Operationssälen im Ausland ist alarmierend: Es wurde eine Exposition gegenüber Umweltschadstoffen festgestellt, die in einigen Fällen nicht einmal überwacht wurde. Darüber hinaus ist die von den militärischen Führern selbst zugegebene Unkenntnis über den Einsatz gefährlicher Waffen in solchen Zusammenhängen, die möglicherweise von verbündeten Ländern eingesetzt werden, merkwürdig“. In jedem Fall wurden die Schlussfolgerungen des Vierten Untersuchungsausschusses trotz der inzwischen unwiderlegbaren Behauptungen ignoriert, obwohl sie einen hohen institutionellen Wert haben.

Wir hoffen nun, dass dieser grausame Fall eines Risses im sozialen Gefüge, dass diese Wunde des Gefühls der Zugehörigkeit zur Menschheit zu einer Erinnerung und einer Erzählung wird, die Gerechtigkeit und schließlich Wahrheit für diese Menschen schafft, die von denselben Institutionen ignoriert, getötet und verhöhnt werden, die sie „unsere Jungs“ nennen. Die „maßgeblichen Personen“, die Vertreter der Institutionen, die Experten, die Hämatologen, die Politiker, die Militärs, sind immer dieselben und halten sich in ihrer Selbstverteidigung zurück, Männer und Frauen mit Gesichtern aus Stein, die nur damit beschäftigt sind, die Wahrheit zu verbergen und eine Mauer zu errichten, die sich wie dunkle Schatten hinter dem Wald von „Ich weiß es nicht“, „Ich erinnere mich nicht“, „Es gibt keine Ursache-Wirkung-Beziehung“, „Es ist nicht angebracht, darüber zu sprechen“ versteckt.

Wir werden weiterhin darüber sprechen, schreiben, schreien vor Entsetzen für all die zahllosen Unschuldigen, deren Würde, Recht auf Wissen und Leben geraubt wurde, für all diejenigen, die nicht mehr schreien können, wir schreien für sie.

Diese Demokratie, die mit Bomben „gesät“ wird, ist nicht die Demokratie, die wir wollen.

Text von Marilina Rachel Veca, die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Heidi Meinzolt vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!