Der Abbau des Flüchtlingslagers in Calais im Norden von Frankreich hat die Träume der Flüchtlinge von Großbritannien nicht zerstören können. Tausende von Leuten – Familien, Frauen, Männer und Kinder – überleben im Wald unter schrecklichen Lebensbedingungen auf eigene Faust, während sie auf die Überfahrt über den Ärmelkanal warten.

„Die Konditionen sind entsetzlich”, kritisiert Didier Degrémont, Präsident der Secours Catholique Delegation in der nordfranzösischen Region Pas-de-Calais, nach Angaben der Vatican News.

Fast jeden Morgen wird Degrémont Zeuge eines traurigen Spektakels: Von der Polizei bedrängt klappen Flüchtlinge, die provisorisch Unterschlupf auf dem Friedhof im Wald um Calais gefunden haben, ihre Zelte zusammen, packen ihre überschaubaren Besitztümer ein und ziehen ein paar Kilometer weiter.

Seit dem Abbau des berüchtigten “Calais Djungles“ haben sich die Lebensbedingungen der Leute, die auf die Überfahrt über den Kanal warten, drastisch verschlechtert.

Am 14. August schlugen Secours Catholique und ein Dutzend weitere Organisationen wie Médecins du monde (Ärzte der Welt) und L´Auberge des Migrants (Herberge der Migranten) wegen der unmenschlichen Bedingungen von Migranten in der Region Alarm.

„Bevor der Djungle abgebaut wurde, gab es zumindest ein Minimum an Infrastruktur für die Migranten“, erklärt Degrémont. “Heute jedoch sind wir in der Situation, dass der Staat keine weiteren Flüchtlinge in der Region von Calais duldet und alles darauf ansetzt, diese zu vertreiben.“

Einschüchterung und Gewalt durch die Polizei

Degrément und seine Mitstreiter in Clais verurteilen „brutale Evakuierungen“ von Flüchtlingen ebenso wie „körperliche Gewalt, die Konfiszierung von persönlichem Eigentum und Verhaftungen.“

Dass Zwangsräumungen von Calais weiterhin durchgeführt wurden, als die Coronakrise ihren Höhepunkt erreicht hatte, klagt der Menschenrechtsaktivist genauso an: „Wie kann es angemessen sein, diese Leute während der Pandemie zwangsweise auszuquartieren?“

Neben der Mittellosigkeit der Migranten und der Gewalt, die sie erfahren, prangern die Organisationen auch den nahezu fehlenden Dialog mit den Autoritäten an.

Laut Degrémont hat die Regierungspolitik im Bezug auf Calais seitdem der französische Präsident Emmanuel Macron im Mai 2017 an die Macht kam eine besorgniserregende Wende genommen. Die Ernennung von Gerald Darmanin zum Innenminister zum Beispiel signalisierte die Anpassung an eine besonders harte Linie gegenüber Flüchtlingen.

Der Präsident der Secours Catholique Delegation in Pas-de-Calais beklagt, dass Präfekte, die den sehr strengen Richtlinien Folge leisten müssen, die Verantwortung an die Regierung weitergeben. Es gäbe seitens der Autoritäten keinerlei Bereitschaft, Gespräche aufzunehmen.

von , Übersetzung aus dem Englischen von Chris Hoellriegl, lektoriert von Chiara Pohl, beide vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige! 

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