Gestern Abend ist das Lager von Moria in Brand geraten und ein großer Teil davon ist vollständig zerstört. Die 12.000 Flüchtlinge, die in dem EU-Hotspot-Lager untergebracht waren, verbrachten eine wilde Nacht des Terrors. Zeugenaussagen besagen, dass „sie versuchten, auf nahegelegene Felder zu fliehen, wobei es anfangs Angst um Tote gab“.

Eigentlich ein Wunder, dass diese Katastrophe nicht schon früher geschehen ist. Seit so vielen Jahren veröffentlichen wir Bilder, Anträge, Forderungen von Menschen und Organisationen, die in Moria arbeiten, aber auch von den Menschen, die dort leben und auf den Moment warten, an dem ihr Asylantrag von den griechischen oder europäischen Asylbehörden geprüft wird. Wir haben darüber geschrieben, wie sie in einem völlig überfüllten Lager unterernährt, ohne Heizung sterben oder leben und selbst während einer Pandemie engzusammen gepfercht sind, obwohl diese Bedingungen unter Missachtung der Hygienevorgaben eigentlich verboten sind.

Das Einzige, was der griechische Staat seit dem Auftreten von Covid-19 in Griechenland unternommen hat, war die Bewegungsfreiheit der im Lager lebenden Menschen durch den fortwährende Erlass von Anordnungen – entgegen den Empfehlungen der europäischen Gesundheitsbehörden und der Weltgesundheitsorganisation – zunehmend einzuschränken.

Kein einziges der griechischen Coronavirus-Expertenkomitees hat dies jemals öffentlich kritisiert. Die politische Verantwortung, aber auch die Verantwortung derer, die Vorschläge machten und nicht angehört wurden, ist groß. Im gleichen Masse sind die internationalen Organisationen verantwortlich, die es seit Jahren unterlassen haben, den griechischen Staat weiterhin unter Druck zu setzen, um Lösungen zu finden, die der Würde und dem Leben des Menschen dienen.

Was die Mitglieder der offiziellen Organe der Europäischen Union betrifft, so fragen wir uns, ob sie Angesicht dieser Ergebnisse ihrer Politik so etwas wie Scham empfinden.