Kein Lüneburg ohne Unfug!

Am Morgen des 27. Juni 2020, gegen 10 Uhr, formte sich ein linkes Protestcamp mit Zelten im Rathausgarten mitten in der Lüneburger Innenstadt.

Es wird von keiner festen Organisation oder Einzelpersonen veranstaltet, sondern bezieht Ideen aus autonomen und anarchistischen Lebensweisen und Handlungsarten.

„Das Camp soll einen zentral gelegenen Freiraum für die Lüneburger Bevölkerung schaffen, in dem Austausch, Entspannung und Weiterbildung möglich sein sollen. Es soll zum Nachdenken über unsere Stadt und ihre Entwicklung anregen. In was für einer Stadt wollen wir leben? Für wen sollen Räume in Lüneburg sein? Wie können wir Stadt gemeinsam, bunt und solidarisch gestalten?“ Dies sind die Fragen, die Teilnehmer*innen des Camps stellen, und zu deren kreativen Beantwortung sie einladen.

„Zugleich solidarisieren wir uns mit dem Wohnprojekt Unfug. Die Menschen, die dort in einem Haus und in Bauwägen leben, stehen kurz vor der Zwangsräumung. Oberbürgermeister Mädge und die ihm unterstehende Stadtverwaltung schieben für die Räumung irrwitzige Gründe vor. Der Verdacht liegt nahe, dass sie so unliebsame Aktivist*innen einschüchtern wollen, die sich vielfältig antifaschistisch und klimapolitisch engagieren.“ so eine Camp-Teilnehmerin.

Das Camp steht im Kontext jüngster Entwicklungen der offiziellen und inoffiziellen Lüneburg Wohnraumpolitik und Raumordnungsplanung. So scheiterte am vergangenen Mittwoch der Rechtsweg via Eilverfahren, das die letzte Hoffnung des Wohnprojekts „Unfug“ gegen ihre Räumung darstellte.

Dies zeigt, dass Politik und Jurisdiktion trotz allem liberalen Gehabe keine Toleranz gegenüber alternativen Wohn- und Lebensformen haben. Hingegen erteilte die Lüneburger Bevölkerung kürzlich der expansiven, rücksichtslosen und rein auf Wirtschaftswachstum und Prestige bedachten Politik der Stadt Lüneburg eine Absage, als sie mit dem Referendum mehr als eindeutig für den Erhalt des Lüneburger Flugplatzes stimmte.

„Wir sind uns natürlich vollauf bewusst, dass wir uns noch immer mitten in der Corona-Krise befinden. Deshalb treffen wir Hygienemassnahmen, wie sie momentan überall dort üblich sind, wo sich Menschengruppen treffen. Wir haben dazu ein Hygienekonzept erarbeitet, das allen Protestteilnehmer*innen zugänglich ist und nahegebracht wird.“ so ein weiterer Demonstrant.

Wir fordern eine solidarische Stadt für alle und Freiräume, in denen Menschen sich ausprobieren und einfach sein können.

Der Originalartikel kann hier besucht werden