Längst überfällig ist weltweit die Einführung von Ethik und Moral in die Bereiche der Wirtschaft. Seit langen Zeiten steht die Art und Weise der kapitalistischen Wirtschaftsführung in der Kritik der Philosophen und humanen Politiker. Sie missachtet zu oft die allgemeinen Regeln der Gesellschaft.

Ab 2020 soll nach Plänen der chinesischen Regierung ein Sozialpunktesystem eingeführt werden. Im Grundsatz geht es um ein Wohlverhalten der Wirtschaft. Sie habe dem Wohle der Allgemeinheit zu dienen.

Das Punktesystem ist im Groben betrachtet ein Ranking zur Bewertung der Unternehmen. Ähnlich wie das Länderranking der UNO, des Human Development Index (HDI), mit dem Entwicklungsländer von westlichen Industriestaaten für den Verhandlungen internationaler Abkommen eingestuft werden.

Unter Beachtung der Regeln des „Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte“ bewertet das Sozialpunktesystem die Unternehmen nach ihren Ergebnissen bei der Verwirklichung der gesetzlichen Arbeitsbedingungen, des Arbeitsschutzes, der Steuerzahlungspflicht etc.

Bis zu 300 Kriterien sollen einfließen, die digital messbar wären. Hohe Punktzahlen erbringen den Unternehmen Vorteile für Sonderkredite, Fördermittel, bei Ausschreibungen, der Erteilung von Lizenzen, bei Steuerbemessungen usw., schreibt die Handelskammer der EU.

Moralnormen für die Wirtschaft sind keine Weltneuheiten. Schon 1806 wurde in England auf Initiative von Robert Owen (1771/1858) ein Gesetz erlassen, dass Kinderarbeit unter 10 Jahren verbietet und bis zum 18. Lebensjahr auf wöchentlich 90 Stunden beschränkt.

In den nachkommenden Jahren und besonders nach dem 2. Weltkrieg wurden im kapitalistischen Europa Gesetzesregelungen, zum 8 Stundentag, zur Mitbestimmung, zum Urlaub, zur Gewerkschaftsarbeit in den Betrieben u.v.m. erlassen.

Es gab und gibt Gesetze ohne ausreichende Wirkung gegen Steuerfluchten, Produktfälschungen, Mindestlohn, Korruption, zur Bankenkontrolle, die Kritiken hervorrufen und Zweifel am moralischen Verhalten der Führungskräfte nach sich ziehen.

Bemerkenswert, die chinesische Regierung hat die Erreichung hoher Punktzahlen mit Vorteilen für die Unternehmen verbunden. Das Sozialpunktesystem weicht vom Prinzip der Bestrafung ab und setzt auf Belohnung.

Zu beachten wäre, dass östliche Volkswirtschaften die gute Pflichterfüllung der Lohnabhängigen stets öffentlich herausgestellt haben. Wandtafeln in den Betrieben und mediale Anerkennung waren die Regel. Das chinesische Punktesystem richtet sich auf die Führungskräfte der Unternehmen.

Moral und Ethik wird in der Volksrepublik China in das Rechtssystem aufgenommen. Ein Schritt des Fortschritts wird vollzogen. Proteste der westlichen Industrieländer haben ideologische Gründe.

Nachzudenken wäre, ob nicht das Wirtschaftsstrafgesetz in Deutschland mit nur 14 und das Gesetz gegen die missbräuchliche Inanspruchnahme von Subventionen mit nur 8 Paragrafen einen Verbesserungsbedarf haben. Das allgemeine Strafgesetzbuch des Volkes umfasst dagegen 358 Regelungen.