2009 versprach der damalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson, es würde bis 2012, wenn die Olympischen Spiele gefeiert werden sollten, keine Person mehr geben, die auf der Straße schlafen müsste. Aufgrund dieses Versprechens begannen die Obdachlosen unter größerem Druck zu leiden.

Angesichts dieser Realität setze eine NRO einen etwas anderen Plan durch. Sie bot einer Gruppe aus 13 “Straßenveteranen” (einige wohnten bereits seit 40 Jahren auf den kalten Straßen Londons), die den Staat jährlich 400.000£ kosteten (Polizeikosten, Gerichtskosten und Kosten der Sozialdienste eingeschlossen), 3.000£ ohne jegliche Gegenleistung an. 3.000£ für jeden Einzelnen ohne etwas dafür im Gegenzug zu fordern.

Nun, nicht ganz. Eine Sache wurde von ihnen im Gegenzug gefordert. Sie wurden folgendes gefragt: „Was glaubst du, was du benötigst?“ Die vermuteten Antworten „Drogen, Alkohol, Glücksspiel…“ tauchten jedoch nicht auf. Ganz im Gegenteil: Diese 13 Befragten äußerten bescheidene materielle Wünsche wie ein Handy, Kopfhörer oder ein Lexikon.

Nun gut, vom Wunsch zur Realität ist es bekanntlich ein längerer Weg. Darum haben wir uns als nächstes folgende Frage gestellt:

Was haben die 13 Obdachlosen mit dem Geld gemacht?

Zunächst muss man sagen, dass sie äußerst sparsam waren, da sie im Durchschnitt jeweils nur 800£ ausgegeben haben. Außerdem hatten nach anderthalb Jahren bereits sieben von ihnen ein Dach überm Kopf und zwei weitere waren im Begriff, in ihr eigene Wohnung zu ziehen. Abgesehen davon haben alle dreizehn grundlegende Schritte in Richtung Zahlungsfähigkeit und persönliches Wachstum unternommen. Sie haben sich für verschiedene Kurse angemeldet, kochen gelernt, an Rehabilitationsprogrammen teilgenommen, ihre Verwandten besucht und Pläne für die Zukunft geschmiedet.

Und wie viel hat das Ganze gekostet? 50.000£ inklusive der Gehälter für Sozialarbeiter. Dabei wird deutlich, dass dieses Experiment nicht nur die jährlichen Kosten wesentlich reduziert (50.000£ im Gegensatz zu 400.000£), sondern auch noch 13 Menschen geholfen hat. Oft wird über die zweifelhafte Finanzierung eines Bedingungslosen Grundeinkommens gesprochen, doch wie hoch ist der wirtschaftliche und soziale Preis, den wir zahlen müssen, wenn wir es nicht einführen?

Autor: Julen Bollain ist Wirtschaftswissenschaftler und Befürworter eines Bedingungslosen Grundeinkommens

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Luna Jakob vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige! 

Der Originalartikel kann hier besucht werden