Gestern hat das EU-Parlament den Klimanotstand für Europa ausgerufen, genau einen Tag vor dem großen Globalen Klimastreik: Ist das Zufall, Aktionismus oder Reaktionismus?

Ein Kommentar von Marianne Grimmmenstein

Man könnte glauben, dass die EU endlich etwas gegen die enorme Umweltzerstörung unternehmen will. Das stimmt leider nicht. Ernsthafte Taten sollten wir von ihr nicht erwarten und wir werden sie auch nicht bekommen. Wenn die EU den Klimanotstand ernst meinen würde, müsste sie sofort die Klimakiller-Handelsabkommen zurücknehmen.

Die EU schließt jedoch ohne Gewissensbisse hintereinander solche Freihandelsverträge ab, die Umweltschutzmaßnahmen, wenn sie den Handel hindern, generell verbieten. An Mercosur halten sie sich auch fest, obwohl der Regenwald unverändert brennt. Die Lage in Brasilien ist dramatisch.

Die Schützer der Amazonas werden einfach erschossen. Anfang November wurde u. a. Paulo Paulino Guajajara, Mitglied der indigenen „Wächter des Amazonas“ von Holzfällern erschossen. Wo sind die Regierungen in der EU, die ihre Stimme dagegen erheben? Unsere Wirtschaft tötet rücksichtslos im wahrsten Sinne. Wir züchten die Habgierigen fortlaufend. Deshalb möchte ich Sie jetzt auf ein wertvolles neues Buch von zwei Professoren aufmerksam machen:

BWL – Blenden Wuchern Lamentieren. Es handelt sich um eine kritische Auseinandersetzung mit der herrschenden Meinung („mainstream“) des Faches BWL und Volkswirtschaftslehre.

Der Untertitel lautet: Wie die Betriebswirtschaftslehre zur Verrohung unserer Gesellschaft beiträgt.

„Geld, Geiz, Gier – warum die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird: Das Weltbild der Betriebswirtschaftslehre – das gilt bedingt in gewissem Maß auch für die Volkswirtschaftslehre – lässt sich in einer Kernaussage zusammenfassen: Gewinnmaximierung. Sie gilt als höchstes Ziel auf Erden, praktisch das gesamte Lehrgebäude baut auf diesem Prinzip auf. Produktionsprozesse, Einkauf, Marketing, Personalwesen, Management, Rechtsform, Investition, Finanzierung, Besteuerung – alle Teilbereiche der Betriebswirtschaftslehre werden dem untergeordnet. Manchmal wird diese axiomatische Grundbedingung subtiler benannt: Economic Value Added (EVA), wertorientierte Unternehmensführung, Shareholder Value, Return on Capital, aber das Ziel ist immer dasselbe: Gewinne bzw. Renditen zu maximieren.

Christian Kreiß und Heinz Siebenbrock schildern in Blenden, Wuchern, Lamentieren, welch gravierende Auswirkungen dieses Prinzip der Gewinnmaximierung auf die verschiedensten Bereiche unseres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens hat. Es fördert Konkurrenzdenken und egoistisches Verhalten und führt zu Umweltzerstörung, Sozialabbau und einer zunehmenden Verrohung der Gesellschaft. Doch die Autoren zeigen auch ermutigende Alternativen, wie jeder Einzelne dazu beitragen kann, die Probleme des menschenverachtenden Prinzips der Gewinnmaximierung zu überwinden und es durch menschengerechte Ziele zu ersetzen. Ein Umdenken ist möglich!

Das Weltbild der derzeitigen Betriebswirtschaftslehre hat viele schädliche Auswirkungen auf unsere Gesellschaft

• Konkurrenzdenken und Egoismus fördern Sozialabbau, Umweltzerstörung, Ausbeutung und führen zu Entmenschlichung

• Konkrete Vorschläge für ein erfolgreiches Umdenken: verantwortungsvoller Umgang mit Geld, Gütern und Lebenszeit

 

Der Text erschient als Update der Petition „Rettet den Amazonas: Stoppt das Mercosur-Abkommen & startet wirtschaftl. Sanktionen!“ auf Change.org

Der Originalartikel kann hier besucht werden