Der Amazonas brennt und unsere Medien sind voll mit Bildern eines außer Rand und Band geratenen Präsidenten Brasiliens, der Satellitenbilder leugnet, besorgte Stimmen als kolonialistisch beschimpft und Umweltschützer für die Feuer verantwortlich macht. Bar jeder Logik und Vernunft.

Doch was sagen die Brasilianer dazu, und im Besonderen diejenigen, die direkt von der Zerstörung betroffen sind? Jenseits des medialen Zirkus hat sich ein gesunder Widerstand formiert, über den wir in diesem Artikel berichten möchten.

Wie schon die Frauen von Standing Rock, die gegen Fracking und Öl-Pipelines in Nordamerika kämpfen, wehren sich nun auch die indigenen Frauen Brasiliens gegen ein System der Ausbeutung von Land und Menschen, das den gesamten Planeten bedroht. Sie leben im und vom Amazonasgebiet, auf das momentan alle Augen gerichtet sind. Und sie sind aktiv geworden.

Über 2.000 Frauen von 130 verschiedenen indigenen Völkern

Rund 2.500 Frauen aus 130 verschiedenen indigenen Nationen reisten letzte Woche aus allen Teilen Brasiliens in die Hauptstadt Brasilia, um bei einem historischen Marsch gemeinsam gegen Landraub, Unterdrückung und die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes zu protestieren.

Bei dem Großevent, das vom 10. bis zum 14. August stattfand und das in einem großen gemeinsamen Marsch mit der brasilianischen Arbeiterinnenbewegung „Margaridas“ gipfelte, kamen zum ersten Mal Anführerinnen und Vertreterinnen verschiedenster indigener Stämme aus ganz Brasilien zusammen, um sich gemeinsam zu beraten, zu diskutieren, sich mit Ministern zu treffen, vor dem Nationalkongress zu demonstrieren und sich für die Zukunft zu vernetzen.

Die Frauen haben eine klare Botschaft, sie wollen nicht, dass Ihre Lebensgrundlage zerstört wird und sie kämpfen damit auch für unsere Zukunft. Denn das Amazonasgebiet mit seinem Regenwald ist nicht nur die oft zitierte grüne Lunge der Erde, ohne die es zu einem unumkehrbaren Punkt in der Umwelt- und Klimakrise kommen könnte, sondern auch einer der größten Süßwasserspeicher der Welt.

Die Zukunft Amazoniens geht uns alle an

Dazu kommt, dass indigene Territorien gut 20% der Landmasse der Erde ausmachen, aber genau auf diesen 20% befinden sich bis zu 80% der noch verbleibenden Biodiversität, also der Artenvielfalt unseres Planeten. Sie sind somit essentiell für das ohnehin bereits fragile Ökosystem und die Welt, wie wir sie kennen.

Die Menschen und Völker, die ein bestimmtes Gebiet bewohnen, sind die besten Bewahrer und Beschützer einer intakten Umwelt in diesem Gebiet und damit sogar anderen Mitteln wie staatlicher Kontrolle oder Privatisierungen überlegen. Zu dieser Erkenntnis kam auch die amerikanische Politikwissenschaftlerin und Umweltökonomin Elinor Ostrom, die für „Governing the Commons“ den Nobelpreis erhielt. Sie verdienen also unsere vollste Unterstützung!

Die Bilder des positiven und gewaltfreien Widerstands

Das folgenden Video unseres brasilianischen Partners Mídia NINJA gibt Eindrücke des Treffens von letzter Woche in Brasilia wieder und zeigt die positive Kraft, die dieser gewaltfreie und entschlossene Widerstand entstehen lässt. Er spiegelt ein indigenes und feminines Selbstbewusstsein wieder, das nicht bereit ist, sich durch patriarchale Dominanz und Raubtierkapitalismus die Lebensgrundlage nehmen zu lassen.

Lassen wir uns also inspirieren von den indigenen Frauen Brasiliens, um auch selbst in unserem eigenen Umkreis aktiv zu werden und unser Recht auf einen gesunden Planeten und eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder einzufordern.

Protestaktionen für den Amazonas auch in Europa

An diesem Wochenende finden zahlreiche Protestaktionen vor brasilianischen Botschaften und Konsulaten überall auf der Welt statt. Auch bei Fridays For Future steht der heutige Freitag unter dem Motto „SOS Amazonia – Our Lungs are on Fire“.

Zusammen mit Extinction Rebellion und anderen Umweltaktivisten haben sie Mahnwachen, Die-ins und Streiks gegen Bolsonaros Politik der Zerstörung und das klimafeindliche Mercosur-Abkommen der EU mit Südamerika auf die Beine gestellt. Die Orte und Termine kann man aus der unten stehenden Grafik der Studentenorganisation Brasiliens UNE (União Nacional dos Estudantes) ersehen.

Demnach wird in Deutschland heute in Kempten und am Sonntag, 25.08. in Köln ab 13 Uhr vor dem Kölner Dom demonstriert. Weitere Termine können noch dazukommen. Jeder ist dazu aufgerufen, mitzumachen und Teil dieses gesunden Widerstands zu werden. Gemeinsam ist nichts unmöglich!

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– Gewidmet der wundervollen kleinen großen Vida –