Was Goethe zum Klimawandel zu sagen hätte

Was verbindet Johann Wolfgang von Goethe und die Fridays for Future Bewegung?

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Um das Jahr 1773 schrieb Johann Wolfgang von Goethe seine Ode Prometheus. In dieser lehnt sich Prometheus vehement und wortgewaltig gegen die Götter auf. Sie werden beschimpft und verspottet. Den Ideen des Sturm und Drang folgend richtet sich Goethes Werk gegen die herrschenden Autoritäten. Diese würden sich nicht um die Menschen kümmern, hätten sie im Stich gelassen und hielten nur leere Versprechungen. Mit deutlicher Empörung:

Wer half mir

Wider der Titanen Übermut?

Wer rettete vom Tode mich,

Von Sklaverei?

beschreibt er die Verlassenheit der Geknechteten und kommt schließlich zu dem Schluss, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen.

Hier sitz‘ ich, forme Menschen

Nach meinem Bilde,

Ein Geschlecht, das mir gleich sei,

……….

Und dein nicht zu achten,

Wie ich!

Goethe hat, wie auch andere große Schriftsteller, in seinem vor 250 Jahren geschriebenen Gedicht ein Grundthema des menschlichen Seins beschrieben. Der Konflikt zwischen der Mehrzahl der Menschen und denen, die für sich selber in Anspruch nehmen, die Geschicke der Massen zu lenken. Damals die Götter als Sinnbild der feudalistischen Strukturen und heute Politiker.

Aber selten war dieses Gedicht aktueller als heute. In der Friday for Future Bewegung wendet sich die Generation unserer Kinder gegen die Politiker, um ihre Zukunft zu sichern und ihrer Enttäuschung, von diesen im Stich und alleine gelassen zu sein, vehement Ausdruck zu verleihen.

Hier sitz ich, nehm mein Schicksal in die Hand

Forme die Erde nach meinem Bilde

Eine Erde wo Frieden und Freiheit herrscht

schreibt der 15 jährige Schüler Hunkidiego, der im Rahmen der Feierlichkeiten einer Europaschule zum Europatag den Text von Goethe aufgenommen und ihn in seine eigenen Worte gefasst hat.

Er gibt die gleiche tiefe Verachtung der heutigen jungen Menschen gegenüber den leeren Versprechungen und Ankündigungen der Politiker, der Mächtigen, kurz derjenigen an die man glauben soll und durch die man sich Hilfe erwartet, wieder. Deren Versagen wird deutlich auf Goethes Gedicht basierend an moderne Themen angepasst. Dadurch ist Goethes Gedicht in der Fassung von Hunkidiego ein Dokument, das die Bewegung und Aufbruchsstimmung in der heutigen Jugend gut beschreibt.

Sturm und Drang!

Hunkidiego ist allerdings nicht nur mit Worten, sondern auch gestalterisch aktiv. Das Foto zeigt ihn mit einer aus Algen geformten Perücke, die in allegorisch den Zustand der Natur und die Gedanken in seinem Kopf an einem ausgetrockneten Fluss in Italien widerspiegeln.

Wir haben hier nur ein Beispiel der Gedankenwelt der Jugendlichen von heute aufgegriffen um zu zeigen, dass sich offensichtlich eine neue Entwicklung Bahn bricht, in der die Zukunft in die eigene Hand nimmt, und nicht irgendwelchen „Göttern“ überlässt.

Zum Hintergrund des Gedichts von Goethe haben wir hier noch einige weiterführende Informationen eingefügt.

Hier der Originaltext von Johann Wolfgang Goethe

https://www.textlog.de/18833.html

und hier der Prometheus 2019 von Hunkidiego.

 

PROMETHEUS 2019

Bedecke deinen CO2 gefüllten Himmel, Zeus,

Mit Ozon, Flugzeuggas und Plastikdunst

Und übe nicht, den jungen Menschen gleich

Umweltfreundlicher zu sein.

Die pflanzen viele Bäume ein

Und lassen auch

Die Regenwälder stehen

 

Ich kenn nichts Ärmeres

Unter der Sonn als euch Politiker

Ihr nährt kümmerlich euch

Von Wählers Stimmen euer Ego

Und würdet

Die Macht missbrauchen

Wären nicht

Jugendliche aufmerksame Kritiker.

 

Da ihr Kinder ward,

Von kriegstraumatisierten Eltern schlecht behandelt

Schautet ihr zu euren Geldverführern hinauf

Und wurdet wie sie

Verständnislos, arrogant

Und kein Respekt der Jugend hingegen.

 

Meint ihr etwa,

Ich soll das Leben annehmen wie es ist

Einfach aufgeben,

Nur weil manche Ü60 die Nachfolger ignorieren?

 

Hier sitz ich, nehm mein Schicksal in die Hand

Forme die Erde nach meinem Bilde

Eine Erde wo Frieden und freiheit herrscht

Die Umwelt zählt

Und Macht nicht so wichtig ist.

Wo immer es das gibt,

Hat jeder sich lieb.

 

 Vielfach sind diese Gedichte interpretiert worden und wir halten auch diese beiden YouTube-Videos in den Sprachen, die hier zur Veröffentlichung kommen, für absolut sehenswert.

Reiner Helmuth & Maga Navarrete