Die Tage zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel sind immer auch eine Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen, zurückzublicken, Dinge zu verarbeiten und über das nachzudenken, wofür man sonst wenig Zeit findet. Die Beschäftigung mit dem eigenen Innenleben scheint in unserer schnelllebigen Zeit keinen Platz mehr zu haben, und doch kann sie oft sehr heilsam, erkenntnisreich und hilfebringend für das seelische Gleichgewicht und somit das persönliche Wohlbefinden sein. Wir laden unsere Leser zu dieser Reise nach Innen ein und wünschen einen harmonischen Jahresausklang sowie viel Kraft, positive Energie und Zeit für das eigene Träumen im Neuen Jahr.

Die Kunst des Träumens

Von Ortlieb Schrade

Im Grunde ist Träumen der natürlichste und selbstverständlichste Vorgang unseres Seelenlebens, doch es ist zu einer regelrechten Kunst geworden, sich dieses Seelenleben zurück zu erobern.

Ich rede hier nicht von dem Spektrum, was in der Menschheit im Allgemeinen unter „seine Träume verwirklichen“ verstanden wird. Von einer unglaublichen Gedankenfabrik, welche pausenlos damit beschäftigt ist, uns suggerieren zu wollen, was unsere Träume seien, rede ich hier auch nur insofern, als sich diese „Gedankenfabrik“ immer krasser als der Gegenpol zum wahren Träumen zeigt. Das Erkennen dieser „verordneten“ Träume als eine kollektive Trance hilft ja zum Wiederaufwachen in die wahre Wirklichkeit des Träumens.

Ich gehöre nun zu denjenigen, welche außerdem bereits „ein paar Kilometer auf ihrem Tacho“ haben, das heißt, ich wurde in eine Zeit hinein geboren, da waren zwei Weltkriege hintereinander noch nicht so lange her.

Dieses Bild hier habe ich schon vor einigen Jahren gefunden und jetzt kommt es mir wieder in den Sinn. Das Bild hat etwas tief in mir berührt und so habe ich es behalten. Ich habe darin den kleinen Jungen in mir gefunden, welcher von der ihn umgebenden chaotischen Welt schon so müde ist, müde von den vielen zerschlagenen Träumen überall um ihn herum. Der Junge, der in einer ihm viel zu engen Welt versucht, in dieser doch irgendwie Schutz und erholsamen Schlaf zu finden, und vor allem versucht, seine Träume zu retten. Ja, es gibt um ihn herum schon „den Traum des Wiederaufbaus“, doch dieser und die vielen Vorstellungen der Erwachsenenwelt, wohin sich seine Wirklichkeit entwickeln solle, haben nur indirekt oder anscheinend gar nichts mit seinem eigenen Träumen zu tun.

Mir geht es heute auf eine ganz besondere Weise gut, auch weil ich nichtsdestotrotz viel von meinen eigenen Träumen verwirkliche, und so scheint es paradox, dass sich dieser kleine Junge seit einiger Zeit permanent bei mir als dem erwachsenen Ortlieb meldet. Er schluchzt, es sieht so aus, als finde er einfach keinen Trost. Als säße er immer noch in dem energetischen Schock kindhafter Erkenntnis, dass seine Träume keine Chance auf Verwirklichung zu haben scheinen.

Doch es ist gar nicht paradox, der kleine Junge wittert nur die Morgenluft des Aufbruchs in eine neue Zeit!

Er zeigt mir, dass er, der Kleine, wie ich als der Große, die wahrhaftig tiefsten Träume und Sehnsüchte unseres Herzens nicht weiterhin auf ein ominöses „Später“ verschieben müssen, sondern hier und jetzt eine gute Zeit ist, wirklichen Trost und tiefes Glück zu finden. Es gilt, im Grund ganz einfach, die im gegenwärtigen Weltchaos aufbrechenden freien und noch unbesetzten Räume wahrzunehmen und in ihnen die Seelenbewegungen wahren Träumens zulassen.

Es ist ein Erwachen in eine Wirklichkeit, welche tiefer geht, als das, was wir bisher für unsere Träume hielten. Alle gegenwärtigen Bestrebungen, unseren eigentlichen Lebensplan zu finden, gehen bereits in diese Richtung.

Wahres Träumen gebiert aus sich selbst heraus eine unglaubliche Kraft, das wahre Leben auf dieser unserer Erde zu verwirklichen. Es erlöst sämtliche Einflüsterungen, dass das wahre Leben nur im Himmel, doch nicht auf Erden möglich sei. Denn im tiefsten Inneren wissen wir, dass es durchaus eine Form gibt, welche den Lotus reinen Lichtes und reiner Liebe immer weiter erblühen und sich entfalten lässt, hier auf dieser Erde.

Wahres Träumen ist ein superwacher Bewusstseinszustand, reine lichtvolle Energie, der pure Genuss absoluter Lebendigkeit. Wahres Träumen hat „mit-sich-Sorgen-machen“ und dann „eine-Lösung-suchen“ überhaupt gar nichts zu tun und geht über „ideenreiches“ und „konstruktives Denken“ weit hinaus. Wahres Träumen ergreift unsere Fähigkeit zu denken, transformiert sie, reißt sie mit im Strom permanenter göttlicher Kreativität.

Trau dich, fass dir ein Herz und spring hinein in diesen Strom! Es ist ein außergewöhnlich guter Zeitpunkt, nicht nur den großen Zeh oder schon etwas mehr in den Strom der Neuen Zeit zu tauchen. Es ist eine Zeit voller offener Potenziale, also ein idealer Zeitpunkt, vollständig in diesen Lebensstrom hinein zu springen – und es kommt bewundernswert gut – auch für die Verwirklichung deiner tiefsten Träume!

 

Ortlieb Schrade arbeitet seit 1982 mit Leib und Seele als spiritueller Lehrer und Psychotherapeut mit holistischem Ansatz. „Holistisch kommt aus dem Griechischen und heißt: ‚Das Ganze betreffend‘. Für mich bedeutet das, den Menschen als ganzes und unteilbares Wesen wahrzunehmen und alle das menschliche Wesen betreffenden Aspekte in einem lebendigen Zusammenhang zu sehen“.

Heute sieht er seine Lebensaufgabe hauptsächlich darin, Menschen über die Reaktivierung ihres MerKaBa-Feldes einen neuen Zugang zum wahren Sein zu eröffnen. So kam 2012 die Gründung der „School of Ascending Consciousness – Shamans of the New World“ dazu. Über seine Tätigkeit sagt Ortlieb Schrade: „Heilung ist immer Heilung von Beziehung. Diese zentrale Aussage aus dem Hawaiianischen Schamanismus, dem Huna, zieht sich durch meine ganze Arbeit.“

Das Titelbild wurde von der französischen Fotografin Dominique Darbois aufgenommen. Es ist Teil des Bildbandes „Terre d’enfants“ (weitere Infos dazu hier).