Der US-Thintank Atlantic Council lobt Griechenland für seine besonders hohen Rüstungsausgaben und verleiht damit erneut seinen wahren Werten Ausdruck. Die griechische Bevölkerung sieht gute Gründe, die transatlantische Wertschätzung nicht zu erwidern.

Der Atlantic Council feiert sich selbst gern als Vertreter einer „Wertegemeinschaft“, die um die Förderung von „Stabilität, demokratischen Werten und Wohlstand“ sowie um die „Entwicklung einer globalen Wirtschaft, die den größten Nutzen für die meisten Menschen bringt“ bemüht ist und sich die „Bekämpfung der zunehmenden Ungleichheit“ auf die Fahnen schreibt.

Diese Fülle an hohlen Phrasen wird immer wieder durch Handlungen konterkariert, die entweder auf eine enorme Diskrepanz zwischen Absichten und Taten oder aber auf eine unfassbar dehnbare Auslegung der Begrifflichkeiten schließen lassen.

Aktuell fühlte sich die „Denkfabrik“ veranlasst, vor dem Hintergrund der Streitigkeiten in der Werteallianz auf dem NATO-Gipfel in Brüssel ausgerechnet Griechenland als das Land zu loben, welches den Forderungen aus Washington nach noch höheren Militärausgaben vorbildhaft nachgekommen sei. Bei seinem Besuch im vergangenen Jahr hatte US-Präsident Donald Trump bereits gelobt, dass Griechenland eines der wenigen NATO-Länder sei, die mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) für Verteidigung ausgeben. Vor dem Hintergrund des NATO-Gipfel twitterte der Atlantic Council:

Der Verteidigungshaushalt Griechenlands liegt mit 2,4% nur an zweiter Stelle nach den Vereinigten Staaten [im Verhältnis zum BIP]. Wir sind #StrongerWithAllies und helfen uns gegenseitig, unsere gemeinsame Verteidigung zu sichern.

Dass die bilateralen Spannungen mit der benachbarten Türkei mindestens ebenso viel mit dem hohen griechischem Militärbudget zu tun haben wie die transatlantische Verbundenheit, wird geflissentlich übersehen. Vielmehr noch verleiht der Atlantic Council seinen wahren Werten Ausdruck, scheint es doch lobenswert, dass Athen mehr als zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung ins Militär investiert, obwohl das Land seit Jahren am Rande des Bankrotts steht und die Situation der griechischem Gesellschaft, vor allem die schwächerer Mitglieder der Bevölkerung wie etwa Renter, desaströs ist. Das Motto „Stärker mit Verbündeten“ erhält somit eine ganz neue Bedeutung.

Was den Willen der Bevölkerung betrifft, so brachten zahlreiche Griechen anlässlich des Gipfels in Brüssel ihren Unmut gegen die NATO-Mitgliedschaft zum Ausdruck.

Die politische Sekretärin der Partei „Volkseinheit“ und ehemalige Syriza-Abgeordnete Maria Bolari brachte es auf den Punkt:

Ein Land [Griechenland], das durch die Sparpolitik verwüstet wird, gibt Milliarden Euro für militärische Ausrüstung aus und ist jetzt in die Konfrontationen auf dem Balkan, im Nahen Osten und in der Ägäis verwickelt.

Ein Social-Media-Nutzer mit griechischem Namen schrieb unter den Lobes-Tweet des Atlantic Council über das griechische Militärbudget – mit merklichem Sarkasmus:

Mit zerfallenden Krankenhäusern, Ärzten, die weniger als 1.113 Dollar im Monat verdienen, Familien, die an oder unter der Armutsgrenze leben, sind wir froh, dass 2,4% in die Verteidigung fließen.

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