Die Proteste gehen weiter und weiten sich aus. Dieses Jahr will man gewaltfrei aber entschlossen direkt der US-amerikanischen Basis zu Leibe rücken und sie mit einer Blockade komplett dicht machen. Das vielfältigen Programmes der Protest-Woche hat 2018 viel Neues zu bieten.

Pascal Luig, Geschäftsführer von NatWiss und Reiner Braun, Co-Präsident des IPB informierten in einem Pressegespräch über die Protest-Kampagne ‚Stopp Air Base Ramstein‘ vom 23. Juni bis 1. Juli 2018.

Ramstein ein wichtiges Kettenglied für die reale Kriegführung

Auch dieses Jahr kommt der Aktionswoche eine zentrale Bedeutung zu. Am gleichen Tag wie das Pressegespräch wird im Bundestag die Beschaffung waffenfähiger Drohnen behandelt. Die Versicherung, dass sie nicht bewaffnet werden sollen, nennt Reiner Braun schlichtweg eine „Verarschung“. Da könnte man ja bei den bestehenden Aufklärungsdrohnen bleiben und dem Steuerzahler 1,2 Milliarden Euro sparen. Natürlich handelt es sich um die übliche Salamitaktik zur Bewaffnung.

Der zweite Punkt für diese Proteste hat mit der allgemeinen politischen Stimmung gegenüber dem Iran zu tun. Wenn es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Iran seitens der USA und/oder Israels kommen sollte, ist Ramstein als Allied Air Command (AIRCOM) für den ganzen eurasischen Raum inklusive Iran die Befehlszentrale für diese Einsätze und würde somit zur Kriegspartei und aktiver Bestandteil des Krieges.

Das Gleiche gilt für die wachsende Konfrontation mit Russland, da die Einsatzzentrale für das Raketenabwehrsystem an der Grenze Russlands ebenfalls Ramstein ist. Werner Braun betont, dass Raketenabwehrsystem eine falsche Bezeichnung ist. Es handle sich um ein Angriffssystem, da es kurzfristig auf Angriffswaffen umgestellt werden kann und es sich somit um ein offensives System handelt. Auch dann geht Krieg von Ramstein aus.

Ramstein ist ein wichtiges Kettenglied für die reale Kriegführung und somit im Zentrum der Proteste der Friedensbewegung in Deutschland.

Aufklärung – Proteste – Alternativen

Die Protestwoche verläuft in drei Ebenen ab: Aufklärung mit vielen Infoveranstaltungen und Workshops; Protestaktionen und Aktionen des zivilen Ungehorsams und Alternativen zum Krieg.

Friedenscamp

Pascal Luig geht davon aus, dass die letztjährige Besucherzahl von 800 meist jugendlichen Teilnehmenden im Friedenscamp Steinwenden dieses Jahr überboten wird. FriedensaktivitInnen aus der ganzen Welt treffen sich, um sich zu vernetzen, diskutieren, lachen, tanzen, abfeiern. Die Aktionswoche will nicht nur gegen etwas sein, sondern für etwas einstehen. Für Frieden und Menschlichkeit und dabei darf Friedensarbeit bei aller Ernsthaftigkeit des Themas auch Spaß machen.

Werner Liebrich-Turnier: Fußball verbindet Menschen

Die diesjährige Fußballmeisterschaft in Russland ist Grund genug zum ersten Mal ein Fußball-Turnier im Rahmen der Protest-Woche zu organisieren und die Fußballbegeisterung aufzugreifen. Das Turnier ist nach Werner Liebrich des 1. FC Kaiserslautern, 54-er Weltmeister benannt. Als überzeugter Kriegsgegner und Antifaschist wurde er kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges als Deserteur zum Tode verurteilt und entging der Vollstreckung nur durch die Kapitulation. In den Nachkriegsjahren engagierte er sich gegen die Remilitarisierung und gegen atomare Hochrüstung. Bei dem Turnier nehmen verschiedene lokale Vereine teil und natürlich eine Mannschaft aus dem Friedenscamp.

Wagenknecht, Drewermann und Ann Wright sprechen vor der Basis

Von zwei Auftaktkundgebungen aus zieht die Demonstration Richtung Militärbasis und macht Zwischenhalt am Denkmal für die Opfer der Flugkatastrophe, die sich heuer zum 30mal jährt. An der Schlusskundgebung vor der Air Base werden Sarah Wagenknecht, Jürgen Drewermann und die amerikanische Whistleblowerin und bis 2003 Colonel der US-Army, Ann Wright sprechen.

Blockade der Air Base und des Atomwaffenstandorts Büchel

Dieses Jahr ist keine Menschenkette sondern eine Blockade der Air Base Ramstein geplant. Gemäß den Organisatoren ist es Zeit mehr gegen diese mörderische Militärbasis zu tun. Das Ziel ist Ramstein in einer großen Aktion des zivilen Ungehorsam, friedlich, gewaltfrei und ganz im Geiste Gandhis komplett abzuriegeln. Dem Aufruf zur Blockade haben sich bereits 400 Personen angeschlossen. Ein Tag davor, am Freitag wird das Friedenscamp zum Atomwaffenstandort Büchel fahren und dort ebenfalls mit einer Blockade für den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland und für den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag protestieren.

Zur öffentlichen Abendveranstaltung ‚Frieden gestalten – Stopp Air Base Ramstein‘ in der Versöhnungskirche in Kaiserlautern werden auch dieses Jahr prominente FürsprecherInnen für den Frieden erwartet. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Teilnahme von Gabriele Krone-Schmalz, ehemalige Moskau-Korrespondentin, bestätigt.

Friedenswerkstatt

Vom 25.06. bis 28.06.2018 findet in dem St. Franziskus Gymnasium und der Realschule in Kaiserslautern die Friedenswerkstatt ‘NEIN zu Drohnen u. Krieg, JA zu Abrüstung!’ statt. Über 50 Workshops, Vorträge, Seminare und Diskussionen geben die Möglichkeit über Friedensthemen in der ganzen Breite auszutauschen. Ziel ist es „Frieden“ in seiner politischen und gesellschaftlichen Vielfalt zu behandeln, Informationen zu vermitteln, Alternativen zu Krieg und Militarismus zu entwickeln und kontrovers zu diskutieren.

Internationaler Kongress des Netzwerkes gegen Militärbasen

In der Versöhnungskirche in Kaiserlautern findet am 22. Juni die internationale Konferenz über Militärbasen zum Thema statt, wie der Protest gegen die Militärbasen weiterentwickelt und international koordiniert werden kann. Erwartet werden Delegationen aus 12 Ländern und auch die USA wird mit einer großen Delegation dabei sein. Ein kubanischer Gast, wird über Guantánamo informieren und die italienische Initiative No MUOS, die gegen eine neue amerikanische Militärbasis in Sizilien kämpft, wird zum ersten Mal teilnehmen.

Friedenspolitik am Scheideweg

Friedenspolitisch befindet sich die Menschheit an einem Scheideweg. Deutschlands außenpolitische Haltung und Entscheidung kommt in der internationalen Friedenspolitik eine größere Bedeutung zu, als sich viele Menschen in diesem Land bewusst sind. Das Land spielt oft das Zünglein an der Waage zwischen Eskalation und Deeskalation in den zahlreichen Konflikten des Westens mit dem Rest der Welt. Damit geht die Gelegenheit einher eine totale militärische Eskalation zu verhindern und im 21. Jahrhundert die Rolle als ein Bewahrer des Friedens zu übernehmen. Eine solche kollektive Bestrebung muss sich durch ein entschlossenes und gewaltfreies Auftreten gegen Militarisierung, Krieg und Gewalt ausdrücken. Nächste Station Ramstein …