Am Montag, den 3. Oktober, trafen sich polnische Frauen in Berlin (ebenso wie in Paris und Brüssel) und deren Unterstützer_innen an der Warschauer Straße, um sich solidarisch mit den Frauen in Polen gegen den Gesetzesentwurf zu einer Verschärfung des ohnehin schärfsten Abtreibungsgesetzes Europas zu zeigen. An diesem Tag, dem Schwarzen Montag, fanden zudem in ganz Polen Frauen-Streiks statt: Eine eintägige Frauen-Abwesenheits-Aktion. Die Frauen gingen weder zur Arbeit noch zur Schule oder Universität, sie kamen auch ihren Pflichten zu Hause nicht nach. Tausende Demonstrant_innen füllten die Strassen in Polen.

Als Anlass gilt ein in erster Lesung am 23. September im Parlament angenommener Gesetzesentwurf, der Abtreibungen auch im Fall einer schweren Behinderung des ungeborenen Kindes oder einer Vergewaltigung illegalisieren würde. Haftstrafen sind für die abtreibende Frau wie auch die Ärzte vorgesehen. Die Women‘s International League for Peace and Freedom (WILPF) sieht dies als „eine fundamentale Attacke gegen Frauenrechte durch eine konservative regierende Elite, in enger Kooperation mit der katholische Kirche. Wir sehen Polen auf dem Weg, nicht nur die Europäischen und Internationalen Standards zu brechen, sondern auch die Errungenschaften in der Geschichte der Frauen.“

Die Idee eines eintägigen Frauen-Abwesenheits-Streiks am Montag kam von der herausragenden Schauspielerin Krystyna Janda. Sie hat auf Ihrer Facebook-Fanpage zu einem bundesweiten Protest aufgerufen, ähnlich dem des so genannte „Schwarzen Donnerstag“ in Island im Jahr 1975. Damals kam es zu einem ersten Frauenstreik – 95 Prozent isländischen Frauen nahmen an dem Streik für die Gleichberechtigung teil und legten das Land lahm. Heute ist Island bei der Gleichberechtigung weltweit Nummer eins.

„Wir, unsere Partner, unsere Töchter und Söhne brauchen Aufklärung und Wissen, wir brauchen erschwingliche Empfängnisverhütung und weise Ärzte statt Verbote. Wir brauchen soziale Programme, Kinderbetreuungseinrichtungen, Hilfe für allein erziehende Mütter, Strafverfolgung für nicht geleistete Unterhaltszahlungen und Freundlichkeit der Behörden“, so heisst es in dem Aufruf zum Berliner Solidaritätsprotest. Und weiter: „Wir sind nicht einverstanden mit dem Mangel an Respekt für unsere Rechte und unseren Körper. Wir wollen selbst über unser Leben und unsere Gesundheit entscheiden.“

Diese Bilder von heute aus Berlin sind von Oliver Feldhaus: