Anfang April hat die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf beschlossen, nach dem das unkonventionelle Fracking erlaubt werden soll. Selbst innerhalb der Regierung gibt es Gegenstimmen. So wehrte sich Bundesumweltministerin Barbara Hendricks lange, gab aber schliesslich ihren Widerstand gegen Wirtschaftsminister Gabriel auf mit der Hoffnung „Ich bezweifle, dass es einen Bedarf für Fracking in Deutschland gibt.“

Ein schwacher Standpunkt in Anbetracht der Folgen, die das Fracking haben kann. „Fracking bedroht die Grundwasservorräte, die Böden und schadet dem Klima. Es ist eine Fossil-Technologie von gestern und konterkariert die Energiewende“, sagte Ann-Kathrin Schneider, Energieexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Beim Fracking werden Millionen von Litern Wasser, die mit teilweise giftigen Chemikalien versetzt werden, in unterirdische Lagerstätten gepumpt, um durch den Druck die begehrten Ressourcen aus dem Gestein zu brechen. Dabei setzt man nicht nur diese Chemikalien in großem Umfang frei, sondern es werden durch den Prozess auch Schwermetalle, Benzole und radioaktive Stoffe herausgelöst. Was mit dem rückfliessenden Fracking Wasser danach geschieht, ist ein ungelöstes Problem. Wo soll es sicher gelagert werden und wie lang und wieviel? Und wer kann garantieren, dass es nicht doch in die Umwelt gelangt, wie kürzlich geschehen in Colorado, wo eine Flut die Reservoirs überflutete und das Wasser sich in den überschwemmten Gebieten verteilte. Das Gesundheitsamt von Colorado hatte nur noch die Möglichkeit, eine Warnung vor Kontakt mit dem Flutwasser herauszugeben, was bei Überschwemmung des Eigenheimes schwer sein dürfte.

Was seit den 60er Jahren bereits in Deutschland praktiziert wird, sind Fracking Bohrungen unterhalb von 3000 Metern, weil diese für das Grundwasser als unbedenklich eingestuft werden. Der neue Gesetzesentwurf möchte nun das unkonventionelle Fracking oberhalb dieser Grenze ermöglichen. Umweltverbände und Verbraucherschutzorganisationen sehen darin eine große Gefahr für Mensch und Umwelt.

Dabei sind die erneuerbaren Energien auf dem Vormarsch. Letzte Woche hat erstmals das Wachstum der erneuerbaren Energien weltweit über dem Wachstum der fossilen Brennstoffe gelegen. Die Kosten für Produktion und Speicherung von solarer und Windenergie werden bald konkurrenzfähig sein mit den fossilen Brennstoffen.

Hinzu kommt auch, dass Fracking sehr teuer und bei den momentanen niedrigen Ölpreisen absolut nicht rentabel ist.

Dass der Gesetzesentwurf trotz all dieser Argumente, gegen die Widerstände zahlreicher Verbände und den breiten Protest der Bürger durchgebracht werden soll, lässt die Vermutung zu, dass man in erster Linie den Interessen der Förder-Industrie dienen möchte. Aber auch geostrategische Erwägungen spielen sicherlich eine Rolle, denn vor allem die Krise mit Russland scheint es für europäische Länder notwendig zu machen, ihre Energieversorgung zu diversifizieren, um unabhängig von russischem Gas zu werden. Der Druck auf europäische Politiker in diese Richtung von Seiten vieler Lobbyisten ist jedenfalls sehr stark, wie sich bei einem EU-US Gipfel im März 2014 zeigte. Hier wurde von dem Präsidenten des Institutes für strategische Studien in London von der „Albernheit“ Deutschlands geredet, Energieproduktionen wie die Nuklearenergie zu stoppen und sich dem Erschliessen neuer Energiequellen wie dem Fracking zu verweigern.

Inwiefern eine gefährliche Technologie wie Fracking mehr Schaden anrichten könnte als eine sinnvolle Massnahme gegen internationale Spannungen zu sein, darüber muss jetzt der Bundestag entscheiden. Die Politiker sollten sich jedoch daran erinnern, dass auch schon andere Alleingänge Deutschlands trotz immensen internationalen Drucks, wie z.B. die Verweigerung des Eintritts in den Irakkrieg, auf lange Sicht die richtige Entscheidung war.