Zum 3. Forum für ecuadorianische Studierende in Europa vom 18.-20.10.14 an der Technischen Universität Berlin begrüßte der Botschafter der Republik Ecuador in Deutschland, Jorge Jurado, die über dreihundert Studenten, die sich zu verschiedenen Vorträge und Vorlesungen zusammentrafen.

Der Wissenschaftsminister aus Ecuador, René Ramirez, eröffnete die Veranstaltung mit einem Vortrag zum Thema: „Die Sozialwirtschaft des Wissens zur Änderung der Produktionsstrukturen und für das Gute Leben (Buen Vivir)“ und erläuterte die Förderung und Stimulierung der Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung und die Schaffung von „Wissensnetzwerken“ in strategischen Bereich für das Land gegen die zunehmende Globalisierung des Neokapitalismus.

Im Anschluss eröffnete Minister Ramirez und Botschafter Jurado die Ausstellung „Die schmutzigen Hände Chevrons“, die über die größte Umweltzerstörung durch den Erdölkonzern im Amazonasgebiet informiert. Das Erdölunternehmen Chevron, das zweitgrößte der USA, übernahm 2001 das Unternehmen Texaco, welches in Ecuador zwischen 1964 und 1992 Erdöl förderte und exportierte. In diese Zeitspanne war Texaco für das Auslaufen von 71 Millionen Liter Erdölrückstände und 64 Millionen Liter Rohöl auf mehr als 2 Millionen Hektar des Amazonas-Regenwaldes verantwortlich, wie ein ecuadorianischer Gerichtshof nach neun Jahren Gerichtsverfahren feststellte. Das Wasser, das die indigene Bevölkerung dieses kontaminierten Gebietes trinkt, in dem sie fischt und badet, ist hochgradig verschmutzt. Die Gesundheit der Bevölkerung ist ernsthaft bedroht.

Was würden wir in Europa tut, wenn die größten Wald- und Grünflächen mit Giftstoffen kontaminiert wären? Warum wird nicht das Erdölunternehmen als Verursacher der Umweltkatastrophe zur Verantwortung gezogen? Diese Studenten zeigten ihren Protest mit ihrem eigenen Handabdruck an der Technischen Universität gegen „die schmutzigen Hände von Chevron“.

Im Herbst 2013 haben sich bereits einige Bundestags- und Kommunalpolitiker aus Berlin sowie zahlreiche Bürger zu einer Solidaritätsgemeinschaft „Ecua Soli“ zusammengeschlossen und einen Solidaritätsaufruf verfasst, der die von dem Erdölkonzern Chevron Entschädigungszahlungen in Milliardenhöhe für die Zerstörung des Regenwaldes im ecuadorianischen Amazonasgebiet verlangt. Diese Solidaritätsgemeinschaft versucht durch Aktionen die Öffentlichkeit zu informieren und unterstützt alle Bemühungen die Umweltzerstörung im Amazonasgebiet zu beheben.

Statt zu seiner Verantwortung zu stehen, hat der Erdölkonzern nun seinerseits die Opfer, die betroffene Bevölkerung Ecuadors sowie deren Rechtsanwalt Steven Donzinger vor einem Bundesgericht in New York verklagt. Der Erdölkonzern will verhindern, dass die Betroffenen die Entschädigungen in den USA eintreiben können. Außerdem initiierte Chevron-Texaco ein internationales Schlichtungsverfahren gegen den Staat Ecuador vor dem ständigen Schiedshof in Den Haag[1] auf Grundlage des bilateralen Vertrags zu Förderung und zum Schutz von Investitionen (TBI). „Wir brauchen weltweit die solidarische Unterstützung, denn dieser Kampf gegen die Erdölmultis ist noch lange nicht zu Ende“ äußerte der Botschafter Jorge Jurado.

Bei dem Treffen an der TU Berlin haben die Studierenden die Möglichkeit, an runden Tischen, wo sie die Forschung, die von Wissenschaftlern erarbeitet wurde und die von der ecuadorianischen Regierung im Prozess des Wandels der Hauptproduktion mit Priorität definiert wurde, kennenzulernen. Zugleich ist das Forum zur Unterstützung von Kooperationsnetzen auf nationalem und internationalem Wissen ausgerichtet, um strategische Partnerschaften zu stärken und proaktive Vernetzungen zu fördern, in denen mehrere Studenten, zweifellos, bereits involviert sind und die Vorteile dieser Herausforderung nutzen können. Am dritten Tag haben die Studenten den Technologiepark WISTA in Berlin- Adlershof und einige Firmen und Universitätseinrichtungen besucht.

Sabine Bock


[1] Fälschlicherweise wurde in diesem Artikel ursprünglich am „Europäischen Gerichtshof in Den Haag“ anstatt „vor dem ständigen Schiedshof in Den Haag“ veröffentlicht, worauf uns freundlicherweise Tobias Baumann, Pressereferent  der Botschaft von Ecuador in Berlin hingewiesen hat.