Ein düsteres Kapitel der schweizerischen Sozialgeschichte soll aufgearbeitet werden.

Gemäss der Webseite des Delegierten für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen sei die Schweiz gegenwärtig daran, ein düsteres Kapitel ihrer Sozialgeschichte aufzuarbeiten. Es geht um das Schicksal von Kindern und Jugendlichen, die vor 1981 von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen (FSZM) oder Fremdplatzierungen betroffen waren. Zu den Betroffenen zählen etwa Verdingkinder, Heimkinder, administrativ Versorgte (Personen, die im Rahmen administrativer Massnahmen in geschlossene Anstalten, zum Teil sogar in Strafanstalten eingewiesen worden sind), Personen, deren Reproduktionsrechte verletzt worden sind (unter Zwang oder ohne Zustimmung erfolgte Abtreibungen, Sterilisierungen, Kastrationen), Zwangsadoptierte, Fahrende, etc.

Der Verein netzwerk-verdingt taxiert gemäss Medienmitteilung den runden Tisch als gescheitert zieht und sich nach interner Beratung ab sofort vom runden Tisch mit dem Thema fürsorgerische Zwangsmassnahmen zurück. Die Hauptschuld daran trage der Delegierte des Bundes: Luzius Mader.

Der Verein kritisiert den stellvertretenden Direktor des Bundesamtes für Justiz mit harten Worten. Mader sei ein parteiischer, humorloser, in sich erstarrter Verwaltungs- und Machtmensch, der trotz Beteuerungen stets klar auf der Seite der Täter und nicht der Opfer sei. Diverse ihm persönlich nicht genehme Alternativen würden diskussionslos abgewürgt, eine weitere Teilnahme in diesem Gremium käme einem Verrat an den Betroffenen gleich, so die Stellungnahme des Vereins.

Luzius Mader selber zeigte sich gemäss SDA von dieser Entwicklung überrascht und will mit dem Verein das Gespräch suchen. Seiner Meinung nach ist der runde Tisch nicht gescheitert.

Der Verein hat bereits vor über einem Jahr bei der Lancierung des runden Tisches klar gemacht, dass er sich von nichts und niemand über den Tisch ziehen lassen wolle. Frau Sommaruga habe leider leider in der Person des aktuellen Delegierten fälschlicherweise einen diktatorischen Apparatschik und Zensor nominierte, der mit der Praxis des Amtszwangs sympathisiere. Die Betroffenen wollen weder einen Verhinderer, eine erneute Bevormundung noch eine Zwangsjacke. Sie erhofften sich in dieser Funktion vielmehr eine integre, unabhängige Person, welche eine echte Diskussionsplattform leitet und konstruktiv mitarbeitet.

Der Verein netzwerk-verdingt setzt als grösste Betroffenenorganisation dagegen klar auf die von der Guido-Fluri-Stiftung lancierte Wiedergutmachungsinitiative. „Hier ist ein visionäres Team am Werk, das sich engagiert für die Opfer der staatlichen Willkür einsetzt, zuhört, ihre Anliegen versteht und Brücken baut.“